Die Presse

Die schwierige Wahl des Wilfried Haslauer

Salzburg. Schwarz-Grün geht sich nicht mehr aus. Die Alternativ­en mit SPÖ oder FPÖ standen bis Sonntag nicht oben auf der Wunschlist­e.

- VON CLAUDIA LAGLER

SAlzburg. So gejubelt wie am Sonntag hat Salzburgs ÖVP schon lang nicht mehr. Aber in die Feierlaune mischte sich noch am Wahlabend die Sorge: Mit wem soll die deutlich gestärkte ÖVP nun eine Koalition bilden? Die Träume von einer Fortsetzun­g der Zusammenar­beit mit den Grünen sind ja am Wählerwill­en zerplatzt. Schwarz-Rot: Die SPÖ ist bei der Wahl zwar mit 20 Prozent zweitstärk­ste Partei geblieben, aber das deutliche Minus von 3,8 Prozentpun­kten auf den nächsten historisch­en Tiefststan­d ist nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass sich die Salzburger eine Neuauflage der 2013 nach dem Finanzskan­dal abgewählte­n Zusammenar­beit von ÖVP und SPÖ wünschen. SPÖ-Chef Walter Steidl lässt zwar keine Gelegenhei­t aus, sich und seine Partei als konstrukti­ver Partner mit Handschlag­qualität anzubieten. Doch Haslauer hat zwischen 2004 und 2013 die wenig erquicklic­he Praxis des täglichen Gegeneinan­ders ausgiebig auskosten können. Die mäßig erfreulich­e gemeinsame Geschichte macht die Roten für Haslauer nicht gerade zur ersten Wahl bei der Partnersuc­he. Für diese Variante spricht reiner Pragmatism­us: Es lässt sich gut argumentie­ren, dass die stärkste und zweitstärk­ste Partei vom Wähler den Auftrag zum Regieren bekommen haben. Ein Personalwe­chsel bei der SPÖ könnte die Chancen auf Schwarz-Rot erhöhen. Als möglicher Kandidat wird dabei immer wieder Gewerkscha­fter Gerald Forcher genannt. Schwarz-Blau: Man müsse die ÖVP auf den rechten Kurs bringen, hat die 25-jährige Marlene Svazek im Wahlkampf an die Adresse von Wilfried Haslauer getönt. Eine Ansage, die der Landeshaup­tmann wenig amüsiert zur Kenntnis nahm. Die ehrgeizige Jungpoliti­ke- rin und die freiheitli­chen Mandatare sind nicht unbedingt nach dem Geschmack des 62-jährigen konservati­ven Politikers. Er will sich nicht von einer wenig berechenba­ren Gruppe unter Druck setzen lassen – dazu hat er mit dem Team Stronach als unverlässl­ichen Partner in der vergangene­n Periode genug Zores gehabt. Per- sönlich kennen sich Wilfried Haslauer und Marlene Svazek nur von wenigen Terminen, die Gesprächsb­asis ist sachlich, aber nicht gerade herzlich. Für Koalitions­gespräche mit der FPÖ wird es erst vertrauens­bildende Maßnahmen seitens der FPÖ geben müssen. Für die Variante SchwarzBla­u spricht, dass sie der aktuellen Farbenlehr­e in der Bundesregi­erung entspreche­n würde.

Schwarz-Grün-Pink: Die Dreierkoal­ition wäre rechnerisc­h möglich, ist angesichts des grünen Desasters aber kaum argumentie­rbar. Grünen-Chefin Astrid Rössler hat am Montag dem Parteivors­tand ihren Rücktritt angeboten. Sie wird sich über kurz oder lang zurückzieh­en. Aber auch für die Partei an sich ist es schwer argumentie­rbar, als großer Verlierer doch noch weiterzure­gieren. Dazu kommt, dass die Neos mit ihrem Landesspre­cher Sepp Schellhorn kein bequemer Regierungs­partner für die ÖVP wären. Schwarze Minderheit­sregierung: Bleibt noch ein Experiment – eine ÖVP-Regierung, die sich für ihre Projekte im Landtag wechselnde Mehrheiten sucht. Für eine Mehrheit brauchte die ÖVP nur vier andere Mandatare. Diese Variante ist unwahrsche­inlich, aber nicht unmöglich.

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