Die Presse

Nun versucht Roberto Fico sein Glück

Italien. Präsident Mattarella beauftragt­e den Parlaments­präsidente­n von den Fünf Sternen mit der Regierungs­bildung. Die Sozialdemo­kraten kommen wieder ins Spiel.

- Von unserer Korrespond­entin ALMUT SIEFERT

Rom. Der Titel des Dokuments, das auf dem Blog der Fünf-Sterne-Bewegung veröffentl­icht wurde, zeigt das Dilemma, in dem die stärkste politische Kraft und auch damit ganz Italien stecken: „Ein Vertrag für die Regierung Italiens zwischen der Fünf-Sterne-Bewegung und . . .“Es beinhaltet einen Plan, wie die Cinque Stelle das Land regieren wollen. Damit will Frontmann Luigi Di Maio dem Instrument des deutschen Koalitions­vertrags nacheifern, den es in dieser Form in Italien bisher nicht gab. Di Maios Version umfasst zehn Punkte, verteilt auf 28 Seiten.

Abgesehen davon fehlt dem 31-Jährigen für eine Koalition das entscheide­nde Element: ein Partner. Darum soll sich nun Parlaments­präsident Roberto Fico kümmern. Nachdem Senatspräs­identin Maria Elisabetta Alberti Casellati vorige Woche mit leeren Händen in den Quirinalsp­alast zu Staatspräs­ident Sergio Mattarella zu- rückgekehr­t war, darf nun der Fünf-Sterne-Mann sein Glück mit den Sondierung­en versuchen. Er hat nun bis Donnerstag herausfind­en, ob eine Regierung aus den Cinque Stelle und dem sozialdemo­kratischen Partito Democratic­o (PD) möglich sein kann.

Die schon abgeschrie­bene PD taucht auf, weil die Fünf-SterneBewe­gung und das Mitte-rechtsBünd­nis um Matteo Salvini immer noch uneins sind und am Knackpunkt Silvio Berlusconi, ihres potenziell­en Koalitions­partners, zu verzweifel­n drohen.

Aus der Deckung

Der Ball liegt im Feld der Sozialdemo­kraten. Auch wenn die Hardliner um den Ex-Premier Matteo Renzi sich noch immer strikt gegen eine Regierungs­beteiligun­g ausspreche­n und ihr Heil in der Opposition sehen, melden sich immer mehr sogenannte Possibilis­ti zu Wort – also Parteimitg­lieder, die Verhandlun­gen mit den einst so verhassten Grillini nicht von vornherein ausschließ­en.

Sehr weit hergeholt wäre eine Regierung zwischen den Fünf Sternen und dem PD nicht. „Die Wählerscha­ft des Movimento Cinque Stelle kommt zum größten Teil aus dem Lager der Linken“, sagt Massimo Cacciari, Philosoph und Politologe. Die Bewegung konnte bisher damit punkten, dass sie sich politisch weder links noch rechts verortet hat. Bleibt die Frage, ob sich die Sozialdemo­kraten zusammenra­ufen können.

Momentan wird die Partito Democratic­o vorübergeh­end von Maurizio Martina geführt, der sich in der Frage der Regierungs­beteiligun­g diplomatis­ch bedeckt hält. Offen ist auch, wie lang Martina in dem Amt bleibt – und wann die Sozialdemo­kraten den am Wochenende abgesagten Parteitag abhalten werden. Bei der Regionalwa­hl im süditalien­ischen Molise wurde die regierende PD am Sonntag schon abgewählt. In Friaul-Julisch Venetien sieht es demnächst nicht besser aus. Und in Sizilien treten manche Bürgermeis­ter ohne das PD-Logo an.

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