Wie Macron Trump umschmeichelt
USA/Frankreich. Ein Interview im US-Fernsehen und ein besonderes Gastgeschenk: Frankreichs Präsident will die USA davon abbringen, aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen.
Schon beim ersten Treffen war offensichtlich, wie wichtig Symbolik für Donald Trump und Emmanuel Macron ist. Der Handschlag der Präsidenten beim NatoGipfel in Brüssel im Mai des Vorjahrs ging um die Welt. Sechs Sekunden drückten die beiden mit aller Kraft zu. Macrons Lächeln wich einer ernsten Miene, tief blickte er Trump in die Augen.
Wenn der US-Präsident Macron nun zum ersten Staatsbesuch im Weißen Haus empfängt, spielt Symbolik erneut eine große Rolle, und es geht um mehr als einen Handschlag. Macron will Trump davon überzeugen, den für Mitte Mai anvisierten Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran zu überdenken. Der Druck ist enorm, denn auch in der EU weiß man, dass sich Trump von großmündigen Ankündigungen abbringen lässt, wenn man ihn nur richtig umschmeichelt. Wenn es einer schafft, den sprunghaften Präsidenten zu bezirzen, dann der charismatische Macron, so das Kalkül.
Entsprechend wählte Macron den konservativen Sender Fox News, Trumps Lieblingskanal, für ein ausführliches Interview, in dem er die USA fragte: „Was ist der Plan B?“Es wäre ein Fehler, aus dem Abkommen, das 2015 verhandelt wurde und vorsieht, dass der Iran vorläufig keine Nuklearwaffen entwickelt, auszusteigen, meint Macron. Auch er sei nicht mit allen Details glücklich, und man könne den Deal nachjustieren. Aber mit einer Aufkündigung erzeuge man eine „Situation wie in Nordkorea“.
Auch diese Aussage wählte Macron mit Bedacht, steht doch das historische Treffen zwischen Trump und Kim Jong-un an. Treten die USA unmittelbar davor aus dem Abkommen mit dem Iran, das unter anderem eine schrittweise Aufhebung von wirtschaftlichen Sanktionen vorsieht, aus, wie soll Nordkoreas Machthaber auf eine Einhaltung jeglichen Deals vertrauen können, fragte Macron zwischen den Zeilen.
Auf der anderen Seite kann Trump nur schwer einen Rückzieher machen, nachdem er seiner Wählerschaft einen Ausstieg versprochen hat. Viele Amerikaner sehen den Deal skeptisch. Sie befürchten, dass der Iran weiterhin geheim Atomwaffen entwickelt. Eine entscheidende Frage beim Treffen zwischen Macron und Trump wird deshalb sein, wie der Deal beibehalten werden kann, ohne dass Trump das Gesicht verliert. Auch hier signalisierte Macron Gesprächsbereitschaft und deutete schärfere Sanktionen ge- gen den Iran und sein Programm zur Entwicklung ballistischer Waffen an, wenn im Gegenzug zumindest der Atomdeal bestehen bleibt.
Es ist bemerkenswert, dass die Hoffnungen der EU auf Macron ruhen, obwohl sich nach ihm auch Angela Merkel im Weißen Haus angesagt hat. Wie unterschiedlich Trumps Verhältnis zu den beiden mächtigsten europäischen Politikern ist, zeigt einmal mehr die Symbolik: Macron bleibt drei Tage in Washington. Es ist ein pompöser Staatsbesuch, und Trump diniert mit ihm in Mount Vernon, George Washingtons historischem Landsitz außerhalb der Hauptstadt. Merkels eintägige Stippvisite am Freitag wirkt dagegen wie eine lästige Pflichtveranstaltung.
Auch Trump macht kein Geheimnis daraus, dass ihm der 40-jährige Macron spätestens seit seinem Besuch in Paris zum Nationalfeiertag im Juli imponiert. Vor allem die Militärparade hat es dem US-Präsidenten angetan, er plant nun ein ähnliches Schauspiel zum Tag der Veteranen in November. Und auch der gemeinsame Militärschlag gegen Syrien hat die beiden zusammenrücken lassen.
Zum Missfallen Trumps prahlte Macron im französischen Fernsehen damit, die USA davon überzeugt zu haben, noch länger in Syrien stationiert zu bleiben. Stimmt nicht, stellte das Weiße Haus klar, und auch Macron ruderte nun im Fox-Interview zurück. Er meinte lediglich, dass die USA in irgendeiner Form weiterhin Einfluss in Syrien ausüben sollten.
Weiter stärken wollte Macron den besonderen Bund dann auch mit einem speziellen Gastgeschenk: einer jungen Eiche aus einem Wald nordöstlich von Paris, wo im Juni 1918 die US-Marine eine deutsche Offensive abgewehrt hat. „Wir sind Partner“, sagte Macron – und die Welt wartet darauf, ob die Partnerschaft stark genug ist, um den US-Präsidenten im Iran-Abkommen zu halten.
USA/Frankreich. Anlässlich seines Staatsbesuchs in den USA hat der französische Präsident, Emmanuel Macron, für den Fortbestand des Atomabkommens mit dem Iran geworben. Er habe im Atomstreit „keinen Plan B“, sagte Macron in einem Interview mit dem US-Sender Fox News. Das Abkommen sei besser als die Situation in Nordkorea. Trump hatte mehrfach mit einer Aufkündigung des Nukleardeals mit Teheran gedroht. Macron sprach sich zudem für ein entschiedenes Auftreten gegenüber dem russischen Präsidenten, Wladimir Putin, aus. Putin sei „besessen von einer Einmischung in unsere Demokratien“.
Die Zukunft des Atompakts ist eines der Hauptthemen bei Macrons Staatsbesuch. In der Nacht auf Dienstag stand ein privates Abendessen am Landsitz des ersten US-Präsidenten, George Washington, auf dem Programm.