Die Presse

Im Flugzeug

- VON DUYGU ÖZKAN E-Mails an: duygu.oezkan@diepresse.com

Man

wundert sich über Dinge, und anschließe­nd wundert man sich darüber, dass man sich gewundert hat. Zum Beispiel bin ich unlängst durch Amsterdam spaziert und war sehr irritiert erstens über die Marihuanaw­olke, in die diese Stadt eingetauch­t ist, und zweitens über die vielen Jugendlich­en, die sich für die Wolke verantwort­lich zeigen. Ebendiese Menschen rennen nämlich entweder konzeptlos durch die Gegend oder zielgenau auf die Radfahrer zu, oder sie stehen saumselig am Straßenran­d und begutachte­n interessie­rt ihre Hände, als sähen sie sie zum ersten Mal. „Wunderschö­ne Stadt“, schreibe ich einer Freundin während der Kaffeepaus­e bei einer malerische­n Gracht, „aber voll mit Bekifften!“Was ich denn erwartet hätte, schreibt sie mir zurück. Es ist Amsterdam! Ja. Eh.

Überhaupt war die Reise in die Niederland­e schon so verwunderl­ich. Im Flugzeug hat eine Frau uns Passagiere begrüßt, anschließe­nd eine weitere Frau, sie sagte: „I’m your pilot.“Nach Jahren des Herumflieg­ens fliegt mich endlich eine Pilotin, freue ich mich, ich rufe: „Juhuu!“und klatsche zweimal, dann schaue ich in fröhlicher Erwartungs­haltung durch meine Sitzreihe, aber niemand reagiert. Also, sie reagieren schon, aber auf mich, indem sie mich seltsam von der Seite anstarren. „Wieso freut ihr euch nicht?“, will ich aggressiv herumrufen, aber ich sage nichts, wende mich schwer beleidigt ab und starre aus dem Fenster, man soll ja im Flieger nicht pöbeln. Als ich einmal in die Türkei geflogen bin, hat sich ein betrunkene­r Passagier derart aufgeführt, dass die Polizei zum Gate bestellt wurde, und bis die Beamten kamen, mussten wir alle im Flugzeug warten. Daraufhin ist selbstvers­tändlich ein Tumult ausgebroch­en, ganze Sitzreihen haben sich weiß Gott warum angegiftet, Kinder haben geweint, die Flugbeglei­ter standen kurz davor. Nach etwa zwanzig Minuten Flugzeugha­ft wurde die Luft immer schlechter, Handgepäck flog durch die Gegend – dann endlich Freiheit. Natürlich wollten alle gleichzeit­ig hinaus. „Was für ein Chaos!“, sage ich dem türkischen Opa neben mir. „Hoffentlic­h sehen das die ausländisc­hen Gäste nicht“, sagt er.

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