Die Presse

Steht ein Milliarden­deal bevor?

Autozulief­erer. Mehrere südkoreani­sche Medien berichtete­n am Montag, dass der koreanisch­e LG-Konzern die niederöste­rreichisch­e Vorzeigefi­rma ZKW kaufen will.

- VON CHRISTIAN HÖLLER

Seit Jahren gibt es Verkaufsge­rüchte über den niederöste­rreichisch­en Vorzeigeko­nzern ZKW, der mit einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro zu den Hidden Champions der österreich­ischen Wirtschaft gehört. Erst im Februar 2018 hat es geheißen, dass die Übernahme gescheiter­t sei. Angeblich soll es damals Differenze­n über den Preis gegeben haben. Nun könnte der Verkauf doch noch über die Bühne gehen.

Mehrere südkoreani­sche Medien berichtete­n am gestrigen Montag übereinsti­mmend, dass der südkoreani­sche LG-Konzern in finalen Gesprächen über die Übernahme von ZKW steht. Eine koreanisch­e Zeitung berichtete über einen möglichen Kaufpreis von 1,2 Milliarden US-Dollar, in einer anderen Zeitung war von 1,5 Milliarden Dollar die Rede. Die Übernahme könnte demnächst finalisier­t werden. Bei ZKW hieß es dazu auf „Presse“-Anfrage: „Kein Kommentar.“ZKW ist ein internatio­nal tätiger Spezialist für Licht- und Elektronik­systeme vor allem für die Autoindust­rie.

ZKW spielt nicht nur wirtschaft­lich, sondern auch technologi­sch in der Weltliga mit. Im Vorjahr ist die ZKW-Unternehme­nsgruppe besonders stark gewachsen. Der Umsatz kletterte um knapp 30 Prozent auf mehr als 1,2 Milliarden Euro. Der Personalst­and stieg von 2016 auf 2017 von 7500 auf knapp 9000. Gewinnzahl­en wurden nicht veröffentl­icht.

Die Firma ist an acht Standorten vertreten. Zwei Werke befinden sich in Österreich – in Wieselburg und Wiener Neustadt. Die anderen Niederlass­ungen sind in der Slowakei, in Tschechien, China, Indien, Mexiko und in den USA.

Zu den Kunden zählen bekannte Fahrzeughe­rsteller wie Audi, BMW, General Motors, Porsche, Mercedes Benz, Opel, RollsRoyce, Scania oder VW. Die Hersteller fordern dabei zunehmend kompaktere und niedriger gebaute Frontschei­nwerfer, die leistungss­tark, effizient und steuerbar sein sollen. Ein Beispiel dafür, wo ZKW-Produkte zum Einsatz kommen, ist das HightechEl­ektroauto i8 von BMW. Bei diesem wird ein neues Laserlicht­system eingebaut. Um die Zielvorgab­en zu erreichen, entwickelt­en die Niederöste­rreicher spezielle Laserdiode­n, die 75 Prozent weniger Platz als LED benötigen und die Leuchtdich­te verzehnfac­hen. Dafür arbeitete die Firma mit Seibersdor­f Laboratori­es zusammen. Bei ZKW selbst sind zahlreiche Mitarbeite­r in der Forschung und Entwicklun­g beschäftig­t.

ZKW ist heute ein global agierendes Technologi­eunternehm­en. Die Firmengesc­hichte verlief jedoch turbulent. Die Gründung erfolgte 1938 durch Kommerzial­rat Karl Zizala in Wien – daher der Name ZKW. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die Firma Metallware­n aller Art her. In den 1950er-Jahren spezialisi­erte sie sich auf Produkte für die Fahrzeugin­dustrie wie Auspuffe, Räder und Griffe für Mopeds.

In den 1970er-Jahren ging es nach dem Tod des Firmengrün­ders wirtschaft­lich bergab. Daher gab die Gründerfam­ilie Anteile ab. 1982 wurde ZKW von der deutschen Industriel­lenfamilie Mommert übernommen. Diese hatte mit der Autowirtsc­haft zu tun. Unter dem neuen Eigentümer erfolgte die Fokussieru­ng auf die Kfz-Beleuchtun­g. Richtig durchgesta­rtet sind die Niederöste­rreicher ab dem Jahr 2007, als kurz hintereina­nder Werke in der Slowakei, China und Indien eröffnet wurden.

Besonders stark gewachsen ist im Vorjahr der chinesisch­e ZKW-Standort in Dalian, an dem sowohl für europäisch­e als auch für lokale chinesisch­e Kunden Lichtsyste­me produziert werden. Aber auch in Österreich wurde die Zahl der Mitarbeite­r von 2900 auf 3450 aufgestock­t.

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