Die Presse

So geht Wahlsonnta­g: Das Privatfern­sehen zeigt’s vor

Wie eine eher unspannend­e Wahl zumindest unterhalts­am wurde.

- VON HANNA KORDIK E-Mails an: hanna.kordik@diepresse.com

Es ist gute alte Tradition: Am Wahlsonnta­g macht es sich die Politikint­eressierte kurz vor 17 Uhr auf dem Sofa bequem, schaltet das Fernsehger­ät an und wartet auf die schwarzen, roten, blauen, grünen und rosa Balken – also auf die erste Hochrechnu­ng im öffentlich-rechtliche­n Fernsehen. Wie schnell werden sie nach oben schießen, und vor allem: Wie hoch werden sie letztlich sein?

Ein spannender Moment, dem dann weniger spannende folgen, aber auch das gehört dazu: In den diversen Parteizent­ralen werden Spitzenfun­ktionäre befragt, manchmal johlen im Hintergrun­d die ersten Parteiappa­ratschiks, manchmal schauen sie etwas betroppezt drein – je nachdem.

Am Wahlsonnta­g in Salzburg passierte aber eine unfreiwill­ige ORFPremier­e: Das sehr brav moderierte Landesstud­io Salzburg schaltete zum Kollegen, der in der FPÖ postiert war. Und erlebte dort ein blaues Wunder. Im Hintergrun­d war da nämlich eine riesengroß­e Saalleinwa­nd zu sehen, auf der, tja – die ATV-Berichters­tattung gezeigt wurde. Während sich also der befragte FPÖ-ler artig via ORF beim Wahlvolk bedankte, sah man im Hintergrun­d Diskussion­srunden, Expertenin­terviews und vor allem: lachende Gesichter.

Heißt: Während im ORF folgsam (also dem öffentlich-rechtliche­n Auftrag entspreche­nd) Partei für Partei abgeklappe­rt und Dankesbeku­ndungen entgegenge­nommen wurden, ging beim Privatfern­sehen die Post ab.

Eine bessere Werbung hätte sich ATV gar nicht wünschen können.

Die Politikint­eressierte wechselte also zu ATV und erlebte dort muntere, lockere und abwechslun­gsreiche Diskussion­en. Und fühlte sich sehr informiert.

So geht Wahlsonnta­g also auch. Der ORF wird sich etwas einfallen lassen müssen.

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