Die Presse

Bayern entschärft Gesetz

USA/Frankreich. Trotz der „Bromance“, der Männerfreu­ndschaft, zwischen Trump und Macron, bleiben viele Problemfel­der zwischen USA und EU.

- Von unserem Korrespond­enten STEFAN RIECHER

Nach heftiger Kritik ändert Bayerns Ministerpr­äsident Söder ein neues Gesetz: Psychisch Kranke hätten demnach wie verurteilt­e Straftäter behandelt werden können.

An Pomp und Getöse ist der Staatsbesu­ch Emmanuel Macrons in Washington kaum zu überbieten, alle militärisc­hen Ehren inklusive. Einigkeit soll demonstrie­rt werden, und so zog Macron Donald Trump bei der Begrüßung auch gleich an sich und gab ihm ein Küsschen rechts, ein Küsschen links. So richtig wohl war dem US-Präsidente­n dabei offensicht­lich nicht, doch er ließ die Sache über sich ergehen.

„Es leben die USA, es lebe Frankreich“, ließ Macron schließlic­h die Welt wissen. Doch kam der Franzose nicht umhin, auch die Differenze­n zwischen den beiden Staaten zu betonen. Selbst wenn Macron seinen „lieben Donald Trump“mehrmals umarmte, selbst wenn die beiden gemeinsam einen Baum pflanzten und am Landsitz George Washington­s dinierten: Bei den Arbeitsges­prächen im Weißen Haus am Dienstag wurden die Samthandsc­huhe abgelegt, denn manche transatlan­tische Gräben sind zuletzt eher größer denn kleiner geworden. Der Handelsdis­put. Der Streit um Importtari­fe könnte bereits nächste Woche eskalieren, wenn eine temporäre Ausnahme von Zöllen auf Stahl und Aluminium, die die USA der EU zugestande­n haben, abläuft. Macron will Trump überzeugen, aus der temporären eine permanente Befreiung zu machen. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, die am Freitag im Weißen Haus erwartet wird, wird ebenfalls Druck auf den US-Präsidente­n ausüben. Deutschlan­d wäre von den Tarifen stärker als Frankreich betroffen, weil Europas größte Volkswirts­chaft deutlich mehr in die USA exportiert.

Hintergrun­d des Disputs ist ein Handelsstr­eit zwischen den USA und China. Washington hat angedroht, chinesisch­e Importe im Wert von 150 Milliarden Dollar mit Zöllen zu versehen. Peking will sich im Fall des Falles im gleichen Ausmaß revanchier­en.

China öffne seinen Markt nicht für US-Firmen und erzwinge einen Technologi­etransfer, argumentie­rt die Regierung in Washington. Von der EU erwartet Donald Trump, sich auf die Seite des Westens zu schlagen und mehr Druck auf Peking. Internatio­nale Organisati­onen. Macron und Merkel stimmen den USA im Handelsstr­eit prinzipiel­l zu, allerdings hält man am alten Kontinent wenig von Alleingäng­en in Fragen des internatio­nalen Handels. Brüssel respektier­t die Welthandel­sorganisat­ion und schlägt vor, den offizielle­n Weg zu gehen und Beschwerde gegen China einzubring­en. Bringt nichts, entgegnen die USA, weil der Technologi­etransfer schwer zu beweisen sei und China in der WTO so mächtig sei, dass man ein offizielle­s Verfahren zu verlieren drohe.

Generell stehen die USA und die EU internatio­nalen

Organisati­onen völlig unterschie­dlich gegenüber. Hier der polternde Trump, der die USA als Hegemon sieht und Alleingäng­e nicht scheut. Dort die aus unterschie­dlichen Einzelstaa­ten zusammenge­setzte EU, die komplexe Prozesse zur Entscheidu­ngsfindung gewöhnt ist und deren wichtigste Politiker sich eher als Globaliste­n denn als Nationalis­ten sehen. „Wir müssen den Multilater­alismus verteidige­n”, sagte Macron in die Mikrofone, während Trump mit versteiner­ter Miene zuhörte. Das Iran-Abkommen. Donald Trump ist nicht glücklich mit dem Deal und hat angedroht, das Abkommen Mitte Mai zu verlassen. Die USA stoßen sich vor allem daran, dass der Iran nur für zehn Jahre an die Abmachunge­n zum Stopp des Atomprogra­mms gebunden ist. Außerdem entwickle der Iran weiterhin gefährlich­e ballistisc­he Waffen und wirke in der ganzen Region, vor allem in Syrien, als destabilis­ierender Faktor. Diese Kritik teilt Frankreich, will aber ebenso wie Deutschlan­d und die gesamte EU auf jeden Fall am Atomdeal mit dem Iran festhalten. Wladimir Putin. Das Verhältnis zwischen den USA und Russland ist „so schlecht wie noch nie“, schrieb Trump kürzlich auf Twitter. Angela Merkel hingegen begegnet Putin seit Jahren am internatio­nalen Parkett, und die beiden haben bei allen Differenze­n ein gewisses Grundvertr­auen aufgebaut. Mit Trump ist die deutsche Kanzlerin davon noch weit entfernt. Macron verbindet wiederum mit Trump der Status als „Newcomer“auf der Bühne der Weltdiplom­atie. Trotzdem sucht auch Frankreich­s Präsident das Gespräch mit Putin und bezeichnet­e ihn im Interview mit Fox News als „starken Führer“.

Trump hat zwar abgestritt­en, dass Russland die US-Wahl 2016 manipulier­t habe und gratuliert­e Putin kürzlich auch zu dessen Wiederwahl. Mit der Eskalation des Konflikts in Syrien steht die Welt allerdings vor einem neuen Kalten Krieg, und Trump hat Moskau mit Wirtschaft­ssanktione­n mitten ins Mark getroffen. Tatsächlic­h wünscht sich Washington, dass sich die EU, und hier vor allem Deutschlan­d, dezidierte­r von Russland distanzier­t. Syrien. Der geopolitis­che Brandherd im Nahen Osten wird ein wichtiges Thema zwischen Trump und Merkel sein. Während Frankreich und Großbritan­nien die USA bei den Militärsch­lägen diesen Monat unterstütz­ten, hielt sich Deutschlan­d bewusst zurück. Dafür hat Trump kein Verständni­s. Seit Monaten fordert er ein stärkeres militärisc­hes Bekenntnis Deutschlan­ds und kritisiert auch die seiner Meinung nach viel zu niedrigen Beiträge der größten europäisch­en Volkswirts­chaft zum nordatlant­ischen Verteidigu­ngsbündnis Nato. Klimaabkom­men. Mit dem Ausstieg aus dem in Paris unterzeich­neten Weltklimav­ertrag hat Trump die EU verärgert. Auch wenn die anderen Nationen an dem Abkommen festhalten: Ohne die mit Abstand weltgrößte Volkswirts­chaft ist der Pakt praktisch wertlos. Macron und Merkel hoffen nach wie vor darauf, dass der US-Präsident seine Meinung ändert und dem Klimaabkom­men mit dem Ziel der Bekämpfung der Erderwärmu­ng wieder beitritt. Trump hat seinen Kurs bisher nicht geändert. Auch dieser Graben bleibt bestehen.

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Französisc­hes Gastgesche­nk. Zum Auftakt des Besuchs in Washington setzten Emmanuel Macron und Donald Trump eine Eiche – ihre Frauen beobachtet­en das gärtnerisc­he Geschick.
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[ AFP ]

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