Fall Alfie: Ein Drama zwischen Liverpool und Rom
Großbritannien. Das Schicksal des schwerkranken zweijährigen Buben beschäftigte Instanzen in Großbritannien und der EU. Jetzt schalten sich der Vatikan und Italien ein. Sie wollen sein Leben retten und ihn nach Rom transportieren.
Das ChampionsLeague-Semifinale zwischen Liverpool und dem AS Roma hatte ein dramatisches Vorspiel, in dessen Zentrum das Schicksal des zweijährigen Alfie steht – und in dem beide Städte involviert sind. Alfie Evans liegt im Liverpooler Alder Hey Hospital, er leidet an einer seltenen neurologischen Krankheit und die Ärzte hatten die Hoffnung bereits aufgegeben.
Am Montagabend hatten sie die lebenserhaltenden Maschinen abgestellt, nachdem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte einen Antrag der Eltern auf Fortführung abgelehnt hatte. Doch am Dienstag atmete der Bub nach Angaben seines Vaters wieder ohne fremde Hilfe. Die Ärzte seien perplex gewesen. Später sei die Zufuhr von Sauerstoff und Wasser wieder gestartet worden – das Kind atme aber weiterhin selbst.
Britische Richter sehen lebenserhaltende Maßnahmen als sinnlos an, weil das Gehirn des Kindes durch die Krankheit fast vollständig zerstört sein soll. Alfies Ärzte bezeichnen eine Verlängerung seines Leidens als unmenschlich. Zuletzt hatte auch das oberste britische Gericht eine Beschwerde der Eltern zurückgewiesen. Vor dem Spital war es am Montagabend zu tumultartigen Szenen gekommen, als Unterstützer der Eltern versuchten, den Empfang zu stürmen, bis die Polizei eingriff.
Doch es zeichnet sich noch ein Hoffnungsschimmer ab. Die Eltern des Buben wollen nämlich, dass ihr Kind in der päpstlichen Kinderklinik Bambino Gesu` in Rom behandelt wird. Sie erhalten dabei Unterstützung vom Vatikan und von den italienischen Behörden. Die Regierung in Rom hat inzwischen angekündigt, Alfie die italienische Staatsbürgerschaft zu geben. Man hoffe, dass Alfie so umgehend nach Italien gebracht werden könne, teilte das Außenministerium mit. Ob das gelingt, war zunächst ungewiss. Ein Ärzteteam war jedenfalls bereit, nach Liverpool zu fliegen und das Verteidigungsministerium wollte ein Flugzeug zur Verfügung stellen.
Vorige Woche hatte Papst Franziskus Alfies Vater bei der Generalaudienz am Petersplatz empfangen und sich für den Buben eingesetzt, der seit Dezember 2016 in Spitalsbehandlung in Liverpool ist. „Es ist unsere Pflicht, alles zu tun, um das Leben zu bewahren“, lautete seine Botschaft. Der Fall erinnert an Charlie Gard, dessen Eltern sich im Vorjahr mit Unterstützung des Papstes monatelang vergeblich für eine Behandlung in den USA eingetreten waren. (ag.)