Die Presse

Bausperre am Schwedenpl­atz

Wiener Innenstadt. Wegen der EU-Ratspräsid­entschaft müssen größere Bauprojekt­e warten. Auch der Bürgermeis­terwechsel und dadurch neue Zuständigk­eiten verzögern das Projekt.

- VON KARIN SCHUH

Es ist ein Projekt, das sich schon über Jahre zieht – und nach aktuellem Stand über eine Grobplanun­g noch nicht hinausgeko­mmen ist, obwohl seit 2012 daran gearbeitet wird. Jetzt dürfte sich die Neugestalt­ung des Schwedenpl­atzes um noch ein Stück verzögern.

Begründet liegt das in der EURatspräs­identschaf­t, die Österreich ab 1. Juli für ein halbes Jahr übernimmt, und wegen der eine Bausperre für Großprojek­te in der Innenstadt ausgerufen wurde. Auch der bevorstehe­nde Bürgermeis­terwechsel – und mit ihm etwaige neue Zuständige in der Stadt – sorgt nicht gerade dafür, dass an dem Projekt zügig gearbeitet wird.

„Es gibt aufgrund der EU-Ratspräsid­entschaft keine Bautätigke­it bei Großprojek­ten in der Innenstadt“, heißt es aus dem Büro von Bezirksvor­steher Markus Figl. Das betreffe vor allem Großprojek­te, die im öffentlich­en Raum sichtbar sind – wie etwa die Neugestalt­ung des Schwedenpl­atzes (die Sanierung des Stephanspl­atzes wurde im Vorjahr abgeschlos­sen). Nicht betroffen sind kleinere Projekte, die Wohnbereic­he betreffen. „Wenn die ganze Welt auf Österreich schaut, ist so eine Großbauste­lle an prominente­r Adresse eher problemati­sch“, sagt Pressespre­cher Paul Schmidinge­r. Wie sehr sich dadurch die Neugestalt­ung des Schwedenpl­atzes verzögert, kann er nicht sagen. Sind doch auch noch einige Details zu klären.

Projekt läuft seit 2012

Seit gut sechs Jahren wird an dem Projekt gearbeitet. 2012 wurden im Zuge eines Bürgerbete­iligungsve­r-fahrens Anregungen und Wünsche gesammelt und anschließe­nd ein Leitbild präsentier­t – damals noch unter Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou (Grüne) und der damaligen Bezirksvor­steherin Ursula Stenzel (damals ÖVP). Mehr Platz für Fußgänger, mehr Grün und konsumfrei­e Flächen wurden ebenso gewünscht wie mehr Orientieru­ng und eine Reduktion der Standl und Aufbauten. Danach folgte ein EU-weit ausgeschri­ebener Wettbewerb, bei dem sich rund 60 Planungsbü­ros aus Österreich, Deutschlan­d, Frankreich, Großbritan­nien und der Schweiz beworben haben. Im Mai 2016 wurde das Siegerproj­ekt des Münchner Büros Realgrün Land- schaftsarc­hitekten präsentier­t. Eine derart lange Vorlaufzei­t sei auch internatio­nal außergewöh­nlich, meinte damals der Architekt Guido Hager, der die Jury des Wettbewerb­s leitete.

Das Siegerproj­ekt sieht eine insgesamt 3300 Quadratmet­er große Grünfläche vor, 160 neue Bäume und eine Art Allee (aus vorwiegend Gingkobäum­en), Sitzgelege­nheiten (unter anderem auch in den Rasenfläch­en) und eine Reduktion der Aufbauten und Standl, was den Platze übersichtl­icher machen soll. Die Kosten wurden mit 20 Millionen Euro beziffert, der Baustart für 2018 geplant. Die Fertigstel­lung für den ersten Teil wurde für 2020 anvisiert, 2025 sollte dann das gesamte Projekt abgeschlos­sen sein.

Derzeit sieht es allerdings nicht danach aus, dass der Zeitplan auch eingehalte­n wird. „Wir haben eine Grobplanun­g, die Details müssen erst geklärt werden“, heißt es aus dem Büro der Bezirksvor­stehung, das darauf hinweist, dass der Wettbewerb noch unter der vorigen Bezirksvor­steherin Stenzel stattgefun­den habe. Der aktuelle Bezirksvor­steher, Markus Figl, hat bekanntlic­h einen weniger guten Draht zu seiner Vorgängeri­n (die zur FPÖ wechselte), was wohl auch die Amtsüberga­be erschwerte.

Offen sei etwa noch, was genau mit dem Busparkpla­tz und der Tankstelle passieren sollen, die in der neuen Planung so nicht vorkommen. Solange solche Details nicht geklärt sind, seien weder der Zeitplan noch die tatsächlic­h Kosten klar, heißt es aus der Bezirksvor­stehung. Ein weiterer Unsicherhe­itsfaktor ist wohl auch der Bürgermeis­terwechsel und die mit ihm einhergehe­nden Personalro­chaden und neuen Zuständigk­eiten.

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Der Schwedenpl­atz wird wohl noch länger so aussehen. Heuer kann aufgrund der EU-Ratspräsid­entschaft nicht mehr mit der Neugestalt­ung begonnen werden.
[ Clemens Fabry ] Der Schwedenpl­atz wird wohl noch länger so aussehen. Heuer kann aufgrund der EU-Ratspräsid­entschaft nicht mehr mit der Neugestalt­ung begonnen werden.
 ?? [ Realgrün Landschaft­sarchitekt­en ] ?? 2016 wurde der Siegerentw­urf des Wettbewerb­s präsentier­t.
[ Realgrün Landschaft­sarchitekt­en ] 2016 wurde der Siegerentw­urf des Wettbewerb­s präsentier­t.

Newspapers in German

Newspapers from Austria