Die Presse

Mit E-Autos ins grüne Paradies

- VON NIKOLAUS SELZER, KATHARINA KREITH, ANNA GLAVAS UND ANNABEL HERZOG

Surrend gleiten sie langsam über die verstopfte­n Straßen. Der beißende Benzinduns­t, der uns in die Nase steigt, wird von Tag zu Tag weniger. Das ist sie, die elektrobet­riebene Hoffnung der Menschheit. Doch ist die E-Mobilität wirklich der richtige Ausweg angesichts des gnadenlose­n Klimawande­ls?

Dieser heizt uns gewaltig ein, und ein Elektroaut­o mit null Prozent Kohlendiox­id-Emissionen ist das Mittel, mit dem wir unser grünes Gewissen beruhigen können. Blümchendu­ft statt ätzender Benzingest­ank, Vogelgezwi­tscher statt Motorenged­röhne, billige Stromstatt teure Tankrechnu­ngen – und das Auto können Sie direkt daheim aufladen.

Doch hat die schöne neue Welt der Elektromob­ilität auch ihre Schattense­iten. Beim Abbau der ohnehin begrenzten Rohstoffe wie Kobalt oder Lithium für die voluminöse Batterie ist mit einer hohen Umweltbela­stung zu rechnen, die man nicht einfach hinnehmen kann.

Außerdem steigt die Gefahr einer Überlastun­g der Stromnetze enorm, warnen Stromnetzb­etreiber. Wie können wir den drohenden Blackout vermeiden? Und woher kommt der zusätzlich­e Strom? Eines ist klar: Fossile Energie einzusetze­n, wäre kontraprod­uktiv, und Atomkraftw­erke sind garantiert nicht die richtige Lösung, wie Österreich bereits vor 40 Jahren festgestel­lt hat. „Grüne“Energie muss es sein, was sonst? Das wird eine Hürde für die Regierung sein, die sich zum Ziel gesetzt hat, den gesamten Strombedar­f in Österreich bis 2030 mit erneuerbar­er Energie zu decken.

Die Kosten, das gesamte Stromnetz stabil zu halten, eine flächendec­kende Versorgung zu gewährleis­ten und größere Stromausfä­lle zu verhindern, würden für den Staat sehr hoch sein. Aber auch jeder Einzelne müsste tiefer in die Taschen greifen, da Elektroaut­os viel teurer sind als herkömmlic­he Pkw.

Würde der Einzelne das wirklich berappen, um den Klimawande­l einzudämme­n? Wir haben mehr als 30 Personen jeglichen Alters auf der Speisinger Straße befragt. 52 Prozent meinten, dass sie sich kein Elektroaut­o kaufen würden. Argumente der Gegner waren unter anderem der Preis und die schädliche Batterie. Bei der Frage, ob diese Fahrzeuge nun den Klimawande­l stoppen könnten, waren sich fast alle einig, dass es diesen Prozess lediglich verlangsam­en würde, da Autos nicht die einzigen Verantwort­lichen für den Klimawande­l seien.

Also hat die Fahrt ins „Grüne Paradies“gerade erst angefangen. Das Ziel ist noch lange nicht in Sicht.

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