Von Bürgermeistern – und der Wiener Vergänglichkeit
Wer war Josef Neumayer? Dürwaringbrücke, Semmelweis-Areal: Begegnungen mit Gersthof.
Man
muss nicht notwendigerweise auf den Friedhof gehen, will man Triftiges zur Vergänglichkeit all unseres Tuns erfahren. Manchmal genügt es schon, in die Bastiengasse zu fahren.
Dorthin führte mich neulich ein wochenendlicher Stadtspaziergang, wollte ich doch mit eigenen Augen sehen, was mittlerweile aus dem seit Jahren skandalhaltigen Areal der Semmelweis-Klinik geworden sei. Die Antwort, kurz gesagt: nicht viel. Die auf der Website der Stadt aktuell noch immer annoncierte Erweiterung der hier seit 2012 ansässigen „Amadeus International School of Music“um zwei leer stehende Spitalpavillons ist bis dato ausgeblieben. Und dass sich die an selber Internetstelle für das Jahr 2016 behauptete Übersiedlung der Semmelweis-Frauenklinik ins Krankenhaus Nord nicht begeben hat, darf als Gemeingut gelten – zumindest jenseits der Website dieser Stadt. So viel zur Haltbarkeit magistratischer Ankündigungen.
Ein paar Schritte weiter, die Bastiengasse stadtauswärts, dann die Dürwaringbrücke. Die braucht’s, damit die Bastiengasse in Hochlage die Scheibenbergstraße queren kann. Und sie darf, nach einem alten Flurnamen benannt, manch Besonderheit ihr Eigen nennen. Vor allem jene monumentale, gut meterhohe Inschrift neben den Pfeilern, als könnte man sich mit so massigem Typografie-Gestus der Ewigkeit unauslöschlich einverleiben: „Erbaut unter dem Bürgermeister Dr. Josef Neumayer im Jahre 1910“.
Je nun, mit der Unauslöschlichkeit ist’s nicht weit her. Josef Neumayer, als Nachfolger Karl Luegers ohnehin nur zweite Wahl, hat nicht lang amtiert: zweieinhalb Jahre bloß. Nicht lang genug jedenfalls für gute oder auch nur irgendeine Nachred. Nur für eine Inschrift draußen in Gersthof. So schnell vergeht der Ruhm der Welt – selbst unter Wiener Bürgermeistern.