Die Presse

Grundlagen­forschung: Das Löcherstop­fen geht weiter

Nach der Erhöhung der Mittel für die Universitä­ten braucht Österreich auch einen massiv gestärkten FWF.

- Kurt Kotrschal ist Zoologe an der Uni Wien und Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungs­stelle in Grünau. E-Mails an: debatte@diepresse.com

Z ur Erinnerung: Trotz Investitio­nen in Forschung und Entwicklun­g (R & D) im europäisch­en Spitzenfel­d flossen in Österreich bisher beschämend wenige Mittel in die Grundlagen­forschung. Dies ist die Hauptursac­he für eine nur mittelmäßi­ge Innovation­sleistung, den ständigen Brain-Drain ins Ausland und für die notorisch klammen Forschungs­kassen der Unis. Nun versprach man im jüngsten Wahlkampf, entschloss­en in die Grundlagen­forschung zu investiere­n, um Österreich „zukunftsfi­t“zu machen. Das neue Bundesdopp­elbudget sieht nun aber leider anders aus. Es blieb beim Spatz in der Hand, die versproche­ne und benötigte Taube sitzt weiterhin auf dem Dach.

Der Fonds zur Förderung wissenscha­ftlicher Forschung (FWF), Österreich­s zentrale Einrichtun­g zur Förderung der Grundlagen­forschung, verfügt über ein Grundbudge­t von derzeit 184 Millionen Euro. Nun gibt es für den Zeitraum 2018 bis 2021 zusätzlich 110 Millionen. Die Steigerung von fast 20 Prozent klingt gut, ist aber tatsächlic­h viel zu wenig. Damit werden nach wie vor keine zwei Prozent der jährlichen R&D-Mittel von etwa zwölf Milliarden für die so wichtige Grundlagen­forschung ausgegeben.

Dazu FWF-Präsident Klement Tockner: „Mit diesen zusätzlich­en Mitteln kann lediglich der Stillstand der vergangene­n acht Jahre korrigiert werden. Der große Schritt muss aber noch gesetzt werden, um die ambitionie­rten Ziele des Regierungs­programms zu erfüllen und Österreich an Europas Innovation­sspitzenre­iter heranzufüh­ren (. . .) Es gibt dazu keine Alternativ­e. Denn begnügt man sich in der Forschung nur mit einer Position im Mittelfeld, so fällt man de facto zurück.“T rotz der jetzigen Budgeterhö­hung bleibt der FWF weit unter dem relativen Budgetnive­au etwa der Deutschen Forschungs­gemeinscha­ft (DFG), ganz zu schweigen vom Schweizer Wissenscha­ftsfonds; sogar Tschechien hat uns in diesem Bereich schon überholt. Klement Tockner erwartet nun, dass der FWF in enger Zusammenar­beit mit dem Österreich­ischen Wissenscha­ftsrat bald mit der Ausarbeitu­ng eines Exzellenzp­rogramms für Österreich beauftragt wird. Dies forderte zuletzt auch der Rat für Forschung und Technologi­eentwicklu­ng am 22. März.

Dass die Budgeterhö­hung geringer ausfiel als ursprüngli­ch in Aussicht gestellt, schmerzt und kann nicht ohne Folgen für die Arbeit gerade der besten Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler des Landes bleiben. Dass uns zuletzt Josef Penninger in Richtung Kanada verließ, ist mahnendes Zeichen an der Wand. Zuletzt stieg auch die Nachfrage nach FWF-Mitteln massiv. Dies ist eine positive Entwicklun­g, die eine qualitativ­e Verbesseru­ng der heimischen Wissenscha­ftlerszene anzeigt. Umso enttäusche­nder und folgenreic­her, wenn nun die Erwartunge­n nicht erfüllt werden können. Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben – wieder einmal.

Unantastba­r bleibt der zentrale Leitgedank­e des FWF, den qualitätsg­etriebenen Wettbewerb im Bereich der Grundlagen­forschung langfristi­g zu stärken. Dazu Tockner: „Nach der so wichtigen Erhöhung der Mittel für die Universitä­ten braucht Österreich auch einen massiv gestärkten FWF. Nur so werden wir zu einem der attraktivs­ten Standorte in Forschung, Innovation und Ausbildung in Europa.“Das meinen ja auch Wissenscha­ftsrat und Bundespräs­ident. Hoffentlic­h wird’s endlich gehört.

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VON KURT KOTRSCHAL

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