Grundlagenforschung: Das Löcherstopfen geht weiter
Nach der Erhöhung der Mittel für die Universitäten braucht Österreich auch einen massiv gestärkten FWF.
Z ur Erinnerung: Trotz Investitionen in Forschung und Entwicklung (R & D) im europäischen Spitzenfeld flossen in Österreich bisher beschämend wenige Mittel in die Grundlagenforschung. Dies ist die Hauptursache für eine nur mittelmäßige Innovationsleistung, den ständigen Brain-Drain ins Ausland und für die notorisch klammen Forschungskassen der Unis. Nun versprach man im jüngsten Wahlkampf, entschlossen in die Grundlagenforschung zu investieren, um Österreich „zukunftsfit“zu machen. Das neue Bundesdoppelbudget sieht nun aber leider anders aus. Es blieb beim Spatz in der Hand, die versprochene und benötigte Taube sitzt weiterhin auf dem Dach.
Der Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung (FWF), Österreichs zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung, verfügt über ein Grundbudget von derzeit 184 Millionen Euro. Nun gibt es für den Zeitraum 2018 bis 2021 zusätzlich 110 Millionen. Die Steigerung von fast 20 Prozent klingt gut, ist aber tatsächlich viel zu wenig. Damit werden nach wie vor keine zwei Prozent der jährlichen R&D-Mittel von etwa zwölf Milliarden für die so wichtige Grundlagenforschung ausgegeben.
Dazu FWF-Präsident Klement Tockner: „Mit diesen zusätzlichen Mitteln kann lediglich der Stillstand der vergangenen acht Jahre korrigiert werden. Der große Schritt muss aber noch gesetzt werden, um die ambitionierten Ziele des Regierungsprogramms zu erfüllen und Österreich an Europas Innovationsspitzenreiter heranzuführen (. . .) Es gibt dazu keine Alternative. Denn begnügt man sich in der Forschung nur mit einer Position im Mittelfeld, so fällt man de facto zurück.“T rotz der jetzigen Budgeterhöhung bleibt der FWF weit unter dem relativen Budgetniveau etwa der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), ganz zu schweigen vom Schweizer Wissenschaftsfonds; sogar Tschechien hat uns in diesem Bereich schon überholt. Klement Tockner erwartet nun, dass der FWF in enger Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Wissenschaftsrat bald mit der Ausarbeitung eines Exzellenzprogramms für Österreich beauftragt wird. Dies forderte zuletzt auch der Rat für Forschung und Technologieentwicklung am 22. März.
Dass die Budgeterhöhung geringer ausfiel als ursprünglich in Aussicht gestellt, schmerzt und kann nicht ohne Folgen für die Arbeit gerade der besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Landes bleiben. Dass uns zuletzt Josef Penninger in Richtung Kanada verließ, ist mahnendes Zeichen an der Wand. Zuletzt stieg auch die Nachfrage nach FWF-Mitteln massiv. Dies ist eine positive Entwicklung, die eine qualitative Verbesserung der heimischen Wissenschaftlerszene anzeigt. Umso enttäuschender und folgenreicher, wenn nun die Erwartungen nicht erfüllt werden können. Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben – wieder einmal.
Unantastbar bleibt der zentrale Leitgedanke des FWF, den qualitätsgetriebenen Wettbewerb im Bereich der Grundlagenforschung langfristig zu stärken. Dazu Tockner: „Nach der so wichtigen Erhöhung der Mittel für die Universitäten braucht Österreich auch einen massiv gestärkten FWF. Nur so werden wir zu einem der attraktivsten Standorte in Forschung, Innovation und Ausbildung in Europa.“Das meinen ja auch Wissenschaftsrat und Bundespräsident. Hoffentlich wird’s endlich gehört.