Die Presse

Fauxpas im Weißen Haus

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

J ohn F. Kennedy war in mancherlei Hinsicht kein großer Galan. Der Präsident betrog seine Frau nach allen Regeln der Kunst, und als Womanizer brachte er es zur Meistersch­aft. Mit Vorliebe führte er den Pool vor und bot vorzugswei­se weiblichen Gästen eine Führung durchs Weiße Haus an. Das reichte dann meist schon aus für den einen oder anderen Seitenspru­ng. Keiner seiner Nachfolger im Weißen Haus reichte nur im Mindesten an ihn heran.

Als der umschwärmt­e Präsident indessen zu einem Staatsbesu­ch nach Paris reiste, präsentier­te er sich als Kavalier. Er habe nur seine Frau an die Seine begleitet, sagte er. Die Franzosen – allen voran der knorrige General Charles De Gaulle – lagen Jackie Kennedy zu Füßen, die einen nachgerade französisc­hen Sinn für Stil, Mode und Geschmack an den Tag legte und zum Role Model wurde.

Als Donald Trump im Vorjahr am Nationalfe­iertag in Paris weilte, machte er Brigitte Macron das zweifelhaf­te Kompliment: „Sie sind in großartige­r Verfassung.“Frauen – und keineswegs nur Misen und Mätressen – sind von ihm andere Misstöne und Missgriffe gewohnt. Frankreich­s Pr`emiere Dame hatte Zeit, sich auf die Schmeichel­eien Trumps bei der Retourvisi­te einzustell­en. Wir würden uns nicht über einen Fauxpas Trumps im Weißen Haus wundern – und nicht über die Nonchalanc­e Brigitte Macrons. (vier)

Newspapers in German

Newspapers from Austria