Fauxpas im Weißen Haus
J ohn F. Kennedy war in mancherlei Hinsicht kein großer Galan. Der Präsident betrog seine Frau nach allen Regeln der Kunst, und als Womanizer brachte er es zur Meisterschaft. Mit Vorliebe führte er den Pool vor und bot vorzugsweise weiblichen Gästen eine Führung durchs Weiße Haus an. Das reichte dann meist schon aus für den einen oder anderen Seitensprung. Keiner seiner Nachfolger im Weißen Haus reichte nur im Mindesten an ihn heran.
Als der umschwärmte Präsident indessen zu einem Staatsbesuch nach Paris reiste, präsentierte er sich als Kavalier. Er habe nur seine Frau an die Seine begleitet, sagte er. Die Franzosen – allen voran der knorrige General Charles De Gaulle – lagen Jackie Kennedy zu Füßen, die einen nachgerade französischen Sinn für Stil, Mode und Geschmack an den Tag legte und zum Role Model wurde.
Als Donald Trump im Vorjahr am Nationalfeiertag in Paris weilte, machte er Brigitte Macron das zweifelhafte Kompliment: „Sie sind in großartiger Verfassung.“Frauen – und keineswegs nur Misen und Mätressen – sind von ihm andere Misstöne und Missgriffe gewohnt. Frankreichs Pr`emiere Dame hatte Zeit, sich auf die Schmeicheleien Trumps bei der Retourvisite einzustellen. Wir würden uns nicht über einen Fauxpas Trumps im Weißen Haus wundern – und nicht über die Nonchalance Brigitte Macrons. (vier)