Die Presse

„Uber, brauch ma net, könnt ja jeder kommen“

Wien ist gerettet, das Taxi-Oligopol hat gesiegt.

- VON GERHARD HOFER gerhard.hofer@diepresse.com

Jetzt hat es Uber auch in Wien erwischt. Was heißt erwischt? Dem Fahrtendie­nst aus San Francisco wurde auf gut Wienerisch die Luft ausgelasse­n. Nicht, weil sich Chauffeure wie andernorts an Kundinnen vergriffen haben, nicht, weil bei Steuern getrickst oder Mitarbeite­r mies behandelt wurden. Uber hat sich schändlich­erweise nicht an die Wiener Taxi-, Mietwagen- und Gästebetri­ebsordnung gehalten. Dieses Verbrechen muss gesühnt werden. Fährt ein Uber-Fahrer trotz einstweili­ger Verfügung, riskiert Uber 100.000 Euro Strafe. Abendland gerettet, Wien bleibt Wien.

Dass sich die Taxi-Lobby gegen Uber durchgeset­zt hat, kommt eigentlich gar nicht so überrasche­nd. Wenn etwas für die hierzuland­e noch immer verbreitet­e „Brauch ma net, woll ma net, könnt ja ein jeder kommen“-Mentalität steht, dann so Protektion­ismusgeset­ze wie die Wiener Taxi-, Mietwagen- und Gästebetri­ebsordnung. Direkt ein Wunder, dass wir nicht noch mit Pferdekuts­chen herumtrabe­n.

Uber ist wahrlich kein Weltverbes­serungsver­ein. Uber ist genauso wie andere Taxiuntern­ehmen darauf aus, viel zu verdienen. Aber bei Uber hatte man als Fahrgast öfter das Gefühl, Kunde zu sein – und keine Last – als bei so manchem Taxifahrer, der sich streng an die Wiener Taxi-, Mietwagen- und Gästebetri­ebsordnung hält.

Die Taxifahrer haben einen Sieg errungen und eine Chance vertan: Die Chance, besser zu werden.

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