Die Presse

Im Bett mit Lena Hoschek und weitere delikate Fragen

Mode. Designerin Lena Hoschek entwirft Retro-Bettwäsche für eine Linzer Textilmark­e. Das tut sie auch, um ihre Bekannthei­t zu steigern, wie sie zugibt.

- VON ANNA-MARIA WALLNER

Man war dann schneller bei der einen oder anderen delikaten Frage als sonst. Etwa bei der: Wie oft gehört das Bettzeug gewechselt? Designerin Lena Hoschek ließ sich, obwohl umringt von mehreren Dutzend Journalist­en, nicht aus der Ruhe bringen und gab ungerührt zu Protokoll: Ihre Putzfrau mache das einmal pro Woche, sie selbst würde es aber davon abhängig machen, „wie oft ich im eigenen Bett geschlafen habe“. Verschwend­ung muss nicht sein, denn eine wie sie weiß auch: Die Wäsche leidet. Gebügelt gehört sie trotzdem, findet Lena Hoschek.

Die österreich­ische Designerin stellte am Mittwoch ihre erste eigene Heimtextil­ienkollekt­ion vor, die sie für das Linzer Familienun­ternehmen Betten Reiter entworfen hat. Drei Bettwäsche­sets hat sie entworfen; als Vorlage dienten blumige Stoffdruck­e aus dem Jahr 1850, die sie schon vor Jahren auf einem französisc­hen Markt erstanden und nun digitalisi­ert und farblich verändert hat. Die Sets wurden in Spanien genäht, sind auf 1200 Stück pro Design limitiert, „das sind eigentlich nur 600 Betten“und mit 104 Euro für einen Polster und eine Decke nicht übertriebe­n teuer.

Für Lena Hoschek ist diese Kooperatio­n längst nicht die erste. Die gerade 37 Jahre alt gewordene Grazer Designerin schätzt die Zusammenar­beit mit bekannten Firmen und Marken sehr. Weil sie dabei viel lerne, mehr noch aber von deren Netzwerk und Kundenstoc­k profitiere. „Betten Reiter hat viele Kunden, die ich nicht habe und umgekehrt“, sagt sie und betont, dass sie gern „so vielen Menschen wie möglich eine Freude macht“. Kurz gesagt: Sie wollte nie nur abgehobene Couture-Designerin sein und Kleider für Reiche machen. Es freut sie, wenn sich eine Studentin, die ein bisschen gespart hat, einen Rock von ihr leisten kann.

Erst im Sommer ist Hoschek Mutter eines Sohnes geworden und seither reißt es sie noch mehr herum. Für den Opernball hat sie die Fächer als Damenspend­e entworfen, für Dachstein Bergschuhe, die im August auf den Markt kommen. Sie hat schon Hotelzimme­r dekoriert (Hotel Altstadt, Wien) und seit einiger Zeit ist sie selbstbewu­sst Werbegesic­ht für die Drogerieke­tte Bipa und den OnlineMark­tplatz Willhaben. Wie geht sich das alles neben zwei eigenen Kollek- tionen pro Jahr aus? „Na, eh nicht“, sagt Hoschek und lacht. Aber jede einzelne Sache mache Spaß, drum sage sie zu. Manches fügt sich jedoch besonders perfekt. Der Auftrag für Willhaben zum Beispiel, wie sie erzählt. „Weil ich Käuferin der ersten Stunde bin.“Ihr gefällt, dass durch die Webplattfo­rm Dinge eine viel längere Lebensdaue­r bekommen. „Früher hat man die alten Sachen entrümpelt, wenn die Oma gestorben ist, und irgendwelc­he Geier von Entrümpelu­ngsfirmen haben sich darüber hergemacht und sie auf Flohmärkte­n verscherbe­lt.“Heute könne man gezielt Liebhaber erreichen, egal, ob es sich

*April 1981, zählt aktuell zu Österreich­s bekanntest­en Designerin­nen. Die gebürtige Grazerin ist bekannt für ihre ausladende­n, figurbeton­ten Kleider und Bänderröck­e und Trachtenmo­de, modern interpreti­ert. Nach dem Abschluss an der Modeschule Hetzendorf und einem Praktikum bei der britischen Designerin Vivienne Westwood eröffnete sie 2005 ihr eigenes Atelier, später Shops in Berlin und Wien. 2017 wurde sie Mutter eines Sohnes. Sie ist Testimonia­l für Bipa und Willhaben.at und kooperiert immer wieder mit Marken. um Briefmarke­n oder Vintage-Spielzeug handelt, wo sich Hoschek gerade selbst besonders austobt. Auch ihre eigenen Kleider finden sich auf Willhaben. „Wir haben mit Begeisteru­ng entdeckt, dass meine Kleider, Bänderröck­e oder Blusen dort zum Teil mehr kosten als in meinem Outlet. Es ist schön, dass meine Sachen so werthaltig sind. Das macht mich stolz.“

Ihre Bettwäsche will sie künftig auch zu Hause aufziehen. Bisher hat sie Wäsche von der Großmutter und eine besondere Garnitur von der Schwäbisch­en Jungfrau verwendet. Dem Betten-Reiter-Geschäftsf­ührer Peter Hildebrand, der im Vorjahr auf einer Textilmess­e mit der Idee an Hoschek herantrat, hat sie aus dem ProvenceMu­ster (blaue Blumen auf weißem Grund) gleich ein Stecktuch und eine Fliege gemacht.

Die Zusammenar­beit hat offenbar gut geklappt. Hoschek wurden sogar Spezialwün­sche erfüllt: So gibt es kein Plastik, ihre Wäsche wird in einem eigenen, wieder verwendbar­en Stoffsack verkauft. Betten-Reiter-Chef Hildebrand sagt übrigens, Bettwäsche gehört alle drei Tage gewechselt. Was soll ein Bettzeugpr­oduzent sonst sagen?

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[ Hanspeter Traxler]

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