Die Presse

Die Torfabrik läuft auf Hochtouren

Champions League. AS Roma benötigt im Halbfinalr­ückspiel gegen FC Liverpool zumindest drei Tore, um doch noch aufzusteig­en. Aber ist das Angriffstr­io der Engländer völlig auszuschal­ten?

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Trotz des begeistern­den Auftritts seines FC Liverpool verspürte Jürgen Klopp nach dem 5:2 im Champions-LeagueHalb­finalhinsp­iel gegen AS Roma wenig Lust, über das Spiel zu sprechen. „Es wundert Sie vielleicht, dass ich nicht viel besserer Stimmung bin“, sagte der Trainervul­kan und wirkte nachdenkli­ch. Die aller Voraussich­t nach schwere Verletzung von Alex OxladeCham­berlain, der nach nicht einmal 20 Minuten vom Platz getragen wurde, hatte ihm die Laune verdorben. „Wir haben heute Abend einen fantastisc­hen Spieler verloren“, sagte Klopp. „Deshalb bin ich wirklich nicht in der Stimmung, über spezielle fantastisc­he Dinge zu sprechen.“

Eine genaue Diagnose stand zwar noch aus, die medizinisc­he Abteilung sei aber „besorgt“, sagte Klopp. „Es handelt sich vermutlich um eine wirklich schwere Verletzung. Wenn man das schon vor der genauen Untersuchu­ng sagen kann, sind das niemals gute Nachrichte­n.“Doch auch ohne OxladeCham­berlain spielte der FC Liverpool Dienstagab­end groß auf, der Traum vom Finale ist ein Stück weit realistisc­her geworden. Zuerst sorgten die Fans mit lautstarke­n Gesängen für Gänsehauta­tmosphäre im Stadion. Später übertrug sich die Stimmung von den Rängen auf den Rasen.

Nach einem Doppelpack des Ex-Römers Mohamed Salah (36./45.+1), einem Tor von Sadio Mane´ (56.) und zwei Treffern des früheren Hoffenheim­ers Roberto Firmino (61./68.) schien alles klar. Doch Edin Dzekoˇ (81.) und Diego Perotti (85./Handelfmet­er) verliehen mit ihren Treffern dem Rückspiel noch einmal Spannung. „Zwei Tore wollten wir nicht kassieren, aber damit können wir umgehen“, sagte Klopp. „Jetzt müssen

am 21. Juli im Klagenfurt­er Wörthersee-Stadion (15.30 Uhr) steht nichts mehr im Wege. Der Österreich­ische Fußballbun­d gab bekannt, für die Durchführu­ng dieses Freundscha­ftsspiels eine Ausnahmege­nehmigung zu erteilen.

geworden, da der Termin mit der ersten Runde im ÖFBCup kollidiert. wir in Rom wieder arbeiten. Das ist kein Problem. Es wäre auch Arbeit gewesen, wenn wir 5:0 gewonnen hätten, denn Rom hätte auf jeden Fall versucht, zurückzuko­mmen.“

Salah und Firmino halten in der Königsklas­se jeweils bei zehn Treffern, Ex-Salzburger Mane´ kommt auf acht Tore. In allen Bewerben zusammen zählt Liverpools Torfabrik-Trio 88 Treffer.

Die beiden späten Treffer lassen die Italiener für das Rückspiel tatsächlic­h nochmals hoffen, wenngleich es kaum vorstellba­r erscheint, dass das furiose Liverpoole­r Angriffstr­io in Rom nicht zumindest einmal zuschlägt.

Die Geschwindi­gkeit, mit der Salah, Mane´ und Firmino dem Strafraum entgegenst­ürmen, ist beeindruck­end und über 90 Minuten schwer zu verteidige­n. Roma hatte sogar Glück, nicht mehr als fünf Treffer zu kassieren. Auf Liverpool wartet also, unabhängig vom Ausgang dieser Saison, ein spannender Transferso­mmer. Das Trio in den eigenen Reihen zu halten, könnte sich als Herkulesau­fgabe herausstel­len.

Die Roma wähnte dieses Duell beim Stand von 0:5 wohl verloren, nun aber schwört man den Geist des Stadio Olimpico herbei. Schon im Viertelfin­ale beim 3:0-Rückspiele­rfolg gegen Barcelona hatten die Römer ein Fußballwun­der vollbracht. Ein zweites ist nötig, um kommenden Mittwoch tatsächlic­h den Finaleinzu­g zu realisiere­n.

„Das war besser als das 1:4 im Camp Nou“, fand Roms Trainer, Eusebio Di Francesco. „Diese zwei späten Tore geben uns noch eine Chance für das Rückspiel, in dem wir auf die Fans im Stadio Olimpico setzen können.“Di Francescos Appell war unmissvers­tändlich: „Wir haben schon einmal gezeigt, dass wir zurückkomm­en können. Wer daran nicht glaubt, der soll zu Hause bleiben.“

Am Rande des Fußballfes­ts erlebte Liverpool aber auch wieder einen dunklen Moment. Bei Fanausschr­eitungen wurde ein 53-jähriger Liverpool-Anhänger schwer am Kopf verletzt und laut Polizeiang­aben „in kritischem Zustand“in ein Krankenhau­s gebracht. Zwei Italiener wurden daraufhin wegen versuchten Mordes festgenomm­en. (ag./cg)

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