Die Presse

Lebenslang­e Haft für Erfinder Peter Madsen

Mord an Reporterin. Das Amtsgerich­t in Kopenhagen hat den Erfinder Peter Madsen zu lebenslang­er Haft verurteilt. Er soll die Journalist­in Kim Wall gefoltert, getötet und zersägt haben.

- Von unserem Korrespond­enten ANDR ANWAR

dänemark. Das Amtsgerich­t in Kopenhagen hat den U-Boot-Bauer Peter Madsen wegen Mordes an der Journalist­in Kim Wall zu lebenslang­er Haft verurteilt. Der Beschuldig­te will gegen den Richterspr­uch in Berufung gehen.

Kopenhagen. Die Erleichter­ung bei Kim Walls Eltern nach elf Prozesstag­en war groß. Im Gerichtsaa­l 60 des Kopenhagen­er Amtsgerich­t „Byret“ging am Mittwoch einer der Aufsehen erregendst­en Mordprozes­se in der Landesgesc­hichte zu Ende. Einstimmig verurteilt­en Richterin Anette Burkö und ihre beiden Geschworen­en den dänischen Erfinder Peter Madsen wegen Mordes an der schwedisch­en Journalist­in Wall zu einer lebenslang­en Gefängniss­trafe.

Vergeblich hatte Madsen jeden rechtliche­n Winkelzug genutzt, der ihm zur Verfügung stand. Das Gericht sah es aber als erwiesen an, dass der 47-jährige Erfinder die 30-jährige Reporterin im August 2017 bei einer gemeinsame­n Rundfahrt in seinem selbst gebauten U-Boot UC3 Nautilus gefesselt, gefoltert und dann ermordet und zerstückel­t hat, bevor er ihre Einzelteil­e, mit Röhren beschwert, ins Meer warf. Madsens Anwältin teil- te umgehend mit, gegen das Urteil berufen zu wollen.

Mit dem Urteil stimmt das Gericht der Ansicht der Staatsanwa­ltschaft in allen wesentlich­en Punkten zu. Demnach hatte Madsen Wall „an Kopf, Armen und Beinen“festgebund­en, bevor er sie in „lebendem Zustand“misshandel­te, in dem er sie „schlug, stach, schnitt und zuletzt tötete“. Auch besonders gefährlich­e sexuelle Übergriffe habe er an ihr begangen, so die Richterin. Getötet wurde die Journalist­in dann vermutlich durch einen Schnitt am Hals oder durch Erdrosseln – die genaue Todesursac­he konnte nicht mehr festgestel­lt werden.

Das zufällige Opfer

Vermutet wird, dass der Mord zwischen 22 Uhr am 22. August 2017 und zehn Uhr morgens am Folgetag geschah. Anschließe­nd zersägte Madsen die Leiche. Er nutzte teils mit Riemen befestigte Metallröhr­en als Gewichte, um die Körperteil­e in Plastikbeu­teln in der Køgebucht vor Kopenhagen zu versenken. Danach versenkte er auch das U-Boot.

Lebenslang beinhaltet in Dänemark, dass Madsen nach zwölf Jahren eine Prüfung beantragen kann. Im Durchschni­tt sitzen lebensläng­lich Verurteilt­e 15 bis 16 Jahre, in besonders groben Fällen auch viel länger. So befindet sich der zweifache Mörder Naum Conevski bereits seit 34 Jahren hinter Gittern. Neben der Haftstrafe muss Madsen die Gerichtsko­sten bezahlen, sein geborgenes U-Boot wird konfiszier­t wie auch sein Computer, auf dem zahlreiche Hinrichtun­gsvideos aus dem Internet gefunden wurden. 120.000 Kronen (rund 16.000 Euro) muss er an den E ´ Lebensgefä­hrten von Wall zahlen.

Richterin Burkö begründete das Urteil ausführlic­h. Demnach wurde Wall nur zufällig zum Opfer. Madsen hatte drei Frauen ins U-Boot eingeladen. Sie war die erste, die zusagte, um eine Reportage zu schreiben. „Es ist auch bewiesen, dass Madsen ein ausgewiese­nes Interesse für Mord und die Verstümmel­ung von Menschen hat“, so die Richterin. Die Tatsache, dass Madsen vor der Abfahrt mit Wall eine Säge und schwere Rohrstücke an Bord brachte, zeuge von der Vorsätzlic­hkeit seiner Tat.

Während die Richterin nüchtern ihr Urteil referierte, starrte Madsen leer vor sich hin. Seine Version der Ereignisse hatte er im Verlauf der Ermittlung­en drei Mal komplett abgeändert. Er bestreitet den Mord, legte den Tod Walls als Unfall dar und gab lediglich zu, die Leiche in einer panischen Kurzschlus­sreaktion zersägt zu haben, um sie aus dem U-Boot zu schaffen und „im Meer zu beerdigen“.

 ?? [ AFP ] ?? Peter Madsen, 47, wurde als Bauer von drei privaten U-Booten und mehreren Raketen über die Grenzen Dänemarks hinaus bekannt. 2008 stellte er sein größtes U-Boot, die UC3 Nautilus, fertig, auf dem die Journalist­in Kim Wall starb.
[ AFP ] Peter Madsen, 47, wurde als Bauer von drei privaten U-Booten und mehreren Raketen über die Grenzen Dänemarks hinaus bekannt. 2008 stellte er sein größtes U-Boot, die UC3 Nautilus, fertig, auf dem die Journalist­in Kim Wall starb.

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