Die Presse

Vor nächstem Rückzug im Team Häupl

Kulissenge­spräche. Der Rückzug von Landtagspr­äsident Kopietz ist nur eine Frage der Zeit. SPÖ-intern gab es einen Aufstand beim Alkoholver­bot.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Wien. Der bisherige Landtagspr­äsident Harry Kopietz könnte der Nächste sein, der sich aus dem Team Bürgermeis­ter Michael Häupls verabschie­det. Wie die „Presse“aus mehrere SPÖ-Quellen erfährt, ist sein Abschied mit Michael Ludwig, dem Nachfolger Häupls, vereinbart. Kopietz dürfte Präsident des Wiener SPÖ-Pensionist­enverbands werden.

Wien. Christian Oxonitsch wird nicht der letzte Abgang in der Wiener SPÖ sein – nachdem die Stadträte Sandra Frauenberg­er und Andreas Mailath-Pokorny bereits vorzeitig das Handtuch warfen. Selbst Bürgermeis­ter Michael Häupl rechnet damit, dass weitere Abgänge folgen – nachdem sein Nachfolger Michael Ludwig die SPÖ Wien ordentlich umbaut.

Wen meint Häupl? Hier gibt es nur mehr zwei Ablösekand­idaten: Finanzstad­trätin Renate Brauner wehrt sich heftig, ihren Platz zu räumen. Im Rathaus gilt es als ausgeschlo­ssen, dass die erbittere Ludwig-Gegnerin vorzeitig geht. Landtagspr­äsident Harry Ko

pietz hatte bisher ebenfalls erklärt: Er werde nicht gehen. Und zückte ein Rechtsguta­chten des Magistrats, wonach er als Landtagspr­äsident nicht einmal vom Landeshaup­tmann abgelöst werden kann. Kopietz gehört ebenfalls zu den härtesten Ludwig-Gegnern.

Nach „Presse“-Informatio­nen hat Kopietz in der Zwischenze­it seine Meinung geändert. Er werde sich als Landtagspr­äsident zurückzieh­en, was die Situation für Michael Ludwig deutlich erleichter­t, ist von mehreren SPÖ-Seiten zu hören: „Es gibt eine Einigung.“

Der Wechsel in eine andere honorige Position soll den Abschied von Kopietz erleichter­t haben, ist im Rathaus zu hören. Dabei dürfte es sich um eine Rochade handeln, die laut SPÖ-Kreisen sowieso für 2020 geplant war: Kopietz (69) soll Rudolf Edlinger (78) als Präsident des Wiener Pensionist­enverbande­s nachfolgen. Kopietz ist dort bereits Vizepräsid­ent.

In SPÖ-Kreisen ist zu hören, es sei nur mehr eine Frage der Zeit, bis Kopietz seinen Rückzug offiziell erklärt. Auf eine entspreche­nde „Presse“-Anfrage erklärt der Landtagspr­äsident nicht mehr kämpferisc­h (wie früher), dass er sicher bleibe. Er lässt nur mehr knapp ausrichten: Für diese Anfrage stehe er nicht zur Verfügung.

Im Gespräch als neuer Landtagspr­äsident ist Kulturspre­cher Ernst Woller (64) – falls er nicht Kulturstad­trat unter Ludwig wird.

Aufstand gegen Alkoholver­bot

Oxonitsch wäre unter Ludwig wahrschein­lich nicht Klubobmann geblieben. Sein plötzliche­r Abgang am Dienstag kam trotzdem überrasche­nd. Dem Vernehmen nach soll der Auslöser das Alkoholver­bot am Praterster­n gewesen sein, das Michael Ludwig erlassen hat.

Hintergrun­d: Der linke Flügel habe (im SPÖ-Klub) versucht, Ludwigs Alkoholver­bot zu Fall zu bringen, ist von mehreren Seiten zu hören: „Es wurde massiv dagegen opponiert.“Hätten der eigene SPÖ-Klub den öffentlich präsentier­ten Plan des designiert­en Bürgermeis­ters gestoppt, wäre Ludwig schwerst beschädigt worden. „Was das offensicht­liche Ziel war“, ist in Abgeordnet­enkreisen zu hören.

Führend war die Gruppe um die damalige Stadträtin Sonja Wehsely, erzählen Teilnehmer. Also jener Fraktion, die nun um Brauner und Frauenberg­er versammelt ist („Team Haltung“).

Der Vorstoß, den Oxonitsch mitgetrage­n haben soll, scheiterte. Vor allem an Stadträtin Ulli Sima, die die Verordnung vollziehen muss, ist in SPÖ-Kreisen zu hören: Oxonitsch dürfte deshalb das Handtuch geworfen haben. Pikant: Sima und Oxonitsch galten einst als Vorzeige-Ehepaar des linken Flügels, bevor sie getrennte Wege gingen und weiterhin durchaus als enge Vertraute galten.

Der Kampf des linken SPÖ-Flügels gegen Ludwig und dessen Alkoholver­bot geht weiter. Auf Facebook wird zu einer Protestakt­ion am Praterster­n gegen Ludwigs Alkoholver­bot aufgerufen („Wir sollten das im Keim ersticken“). Als Antwort steht darunter: „Eine sehr wichtige Antwort der Zivilgesel­lschaft auf Maßnahmen der Stadtregie­rung.“Es gehe darum, billige Sympathiep­unkte zu sammeln. „Trauerspie­l“, heißt es weiter.

Wer das gepostet hat? Eine frühere Medienspre­cherin Renate Brauners.

 ?? [ APA/Schlager ] ?? Landtagspr­äsident Harry Kopietz, langjährig­er Vertrauter Michael Häupls.
[ APA/Schlager ] Landtagspr­äsident Harry Kopietz, langjährig­er Vertrauter Michael Häupls.

Newspapers in German

Newspapers from Austria