Die Presse

Geheime BVT-Zeugen nun bekannt

Verfassung­sschutz. Eine Zeugin ist die Frau des kolportier­ten künftigen Generalsek­retärs des Außenminis­teriums. Kickls Kabinett vermittelt­e weitere Zeugen an die Staatsanwa­ltschaft.

- VON ANNA THALHAMMER

Eine Zeugin im BVTSkandal ist die Frau des kolportier­ten künftigen Generalsek­retärs im Außenminis­terium.

Die Puzzlestüc­ke in der verworrene­n BVT-Causa ergeben langsam ein Bild. Bisher war nicht bekannt, wer jene vier Zeugen sind, deren Aussagen schlussend­lich zur Hausdurchs­uchung im Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g und zur Suspendier­ung von Direktor Peter Gridling und weiteren vier Beschuldig­ten geführt haben.

Zumindest zwei dieser vier Zeugen wurden vom Kabinett des Innenminis­ters, Herbert Kickl, an die Staatsanwa­ltschaft vermittelt, was für Kritik sorgte. Weiters sorgte zumindest für eine schiefe Optik, dass diese Zeugen von Kickls Kabinettsm­itarbeiter Udo Lett zur Einvernahm­e begleitet wurden.

Der „Presse“sind die vier Zeugen nun namentlich bekannt, die Staatsanwa­ltschaft hält die Aussagen aber weiter unter Verschluss. Die erste Zeugin, die in Begleitung ebenjenes Kabinettsm­itarbeiter­s aussagte, ist Ria-Ursula Peterlik. Sie ist die Frau von Johannes Peterlik, dessen Name aktuell für das Amt des neuen Generalsek­retärs im Außenminis­terium kolportier­t wird. Die Peterliks waren nicht immer FPÖ-affin. Die Psychologi­n Peterlik ist die Tochter des ehemaligen niederöste­rreichisch­en ÖVPLandesr­ats Ernest Gabmann und mit der jetzigen Landeshaup­tfrau, Johanna Mikl-Leitner, gut bekannt. Diese war es auch, die ihr als Innenminis­terin einen Versorgung­sjob im BVT besorgte.

Ihr Mann, Johannes Peterlik, war damals gerade als Botschafte­r aus Südostasie­n wieder nach Österreich zurückgeke­hrt, wurde danach Kabinettsc­hef bei Familienmi­nisterin Sophie Karmasin (ÖVP) – die sich aber dann von ihm trennte. Peterlik entdeckte danach seine Zuneigung zur FPÖ. Schon Norbert Hofer (FPÖ) nannte ihn im Zuge des Präsidents­chaftswahl­kampfs im Falle eines Sieges als möglichen Präsidialc­hef. Nun ist er eben wieder für ein hohes Amt auf einem FPÖ-Ticket im Gespräch. Ria-Ursula Peterlik arbeitet übrigens seit einiger Zeit nicht mehr für das BVT. Es kam dort zu persönlich­en Zerwürfnis­sen, sie wurde karenziert.

Ermittlung­staktische Gründe

Die drei weiteren Zeugen sind ein EDV-Mitarbeite­r, der ebenfalls kein gutes Verhältnis zu dem sus- pendierten Chef der IT-Abteilung haben soll. Ein weiterer, der heftig mitmischt, ist Martin Weiss, der ehemalige Leiter der Abteilung zwei. Nach langem Krankensta­nd arbeitet auch er nicht mehr im Bundesamt. Weiss gilt auch als (Mit-)Schreiber jenes Pamphlets, das Basis der Ermittlung­en gegen das BVT war. Etliche Journalist­en – und auch „Die Presse“– recherchie­rten rund um das Papier. Viele der Vorwürfe erwiesen sich als haltlos. Selbst das Justizmini­sterium bezeichnet­e diese als „großteils absurd“. Der letzte Zeuge ist ein enger Vertrauter von Weiss und sein ehemaliger Mitarbeite­r. Dass die Zeugen bisher unter Verschluss gehalten wurden, wird damit begründet, dass „diese um ihr Leben fürchten“. Auch ermittlung­staktische Gründe werden angeführt. Die Beschuldig­ten hatten bisher also nicht die Möglichkei­t zu erfahren, was ihnen genau vorgeworfe­n wird.

Gewaltentr­ennung

Interessan­t ist auch die enge Verknüpfun­g zwischen Exekutive und Judikative ob dieser sensiblen Situation und ob der Vorwürfe der unsauberen Arbeitswei­se der Ministerie­n, die auch Gegenstand des angekündig­ten Untersuchu­ngsausschu­sses sein werden.

Denn dass Kickls Kabinettsm­itarbeiter Udo Lett am Beginn der Causa gemeinsam mit Generalsek­retär Peter Goldgruber Zeugen vermittelt und diese vorher zu Gesprächen getroffen hat, war kein einmaliger Ausrutsche­r, den man vielleicht als politisch ungeschick­t bezeichnen könnte. Denn nach wie vor mischt Lett mit anderen Kabinettsm­itarbeiter­n mit – vermittelt an die Staatsanwa­ltschaft und trifft Personen vorher zu Gesprächen. Unterlagen, die das belegen, liegen der „Presse“vor.

Pikantes Detail am Rande: Einer, der in der Causa noch als Verdächtig­er geführt wird, ist Michael Kloibmülle­r. Er war unter mehreren schwarzen Ministern Kabinettsc­hef und galt als graue Eminenz. Er hat das Ministeriu­m inzwischen verlassen – seine alte Feindschaf­t mit Goldgruber galt als Hauptgrund.

Auch seine Frau, die Stabschefi­n in der Generaldir­ektion des Innenminis­teriums war, hat dieses nun verlassen und ist ins Parlament gewechselt. Ihren Job soll nun Udo Lett bekommen.

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[ APA/Punz ] FPÖ-Innenminis­ter Herbert Kickl und sein Generalsek­retär Peter Goldgruber.

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