„Golden State Killer“gefasst
Kalifornien. Ein Mörder und Vergewaltiger versetzte den Staat in den 1970er- und 1980erJahren in Angst. Nun wurde ein 72-jähriger Ex-Polizist nach DNA-Vergleichen verhaftet.
Mehr als 40 Jahre brauchte es, bis die Polizei in Kalifornien einen Mann festnehmen konnte, der für eine der schlimmsten Verbrechensserien dort im vorigen Jahrhundert verantwortlich gemacht wird: Von Mitte der 1970er-Jahre bis 1986 wurden einem Unbekannten, der „Golden State Killer“genannt wurde, mindestens zwölf Morde und mehr als 45 Vergewaltigungen zugeschrieben, dazu bis zu 120 Einbrüche. Der Tathergang und die Umstände waren in allen Fällen ähnlich, erst um 2001 herum aber war es per DNA-Tests gelungen, einen Konnex zu beweisen. Nun stieß die Polizei ebenfalls anhand von DNA-Vergleichen auf eine heiße Spur – und verhaftete am Dienstag (Ortszeit) einen 72-Jährigen, der mit einer seiner Töchter und einer Enkelin in einem Vorort der Hauptstadt Sacramento lebte.
Der Mann namens Joseph James DeAngelo wurde demnach in Citrus Heights festgenommen. Er sei sehr überrascht gewesen, hieß es. Ein „weggeworfenes DNA-Beweismittel“hatte die Ermittler in den vergangenen Tagen auf ihn gebracht, Details dazu gab die Polizei vorerst nicht preis.
„Wir haben die Stecknadel im Heuhaufen gefunden“, sagte Bezirksstaatsanwältin Anne Marie Schubert. DeAngelo wurde zunächst in zwei Mordfällen in Sacramento von 1978 angeklagt, vier weitere Anklagen wegen Morden in Südkalifornien folgten wenig später. Eine Frau, die 1976 zu den ersten Vergewaltigungsopfern des auch „East Area Rapist“Genannten gehört hatte, reagierte erleichtert: „Ich bin von Freude überwältigt. Ich muss heulen und schluchzen“, sagte Jane CarsonSandler laut Medienberichten. Der Mann war ins Haus der damals 30-Jährigen eingedrungen, hatte sie und ihren dreijährigen Buben gefesselt und die Frau vergewaltigt.
Bis 1986 folgten Dutzende weitere Vergewaltigungen, wobei das kaltblütige Vorgehen erschreckend war. Dazu kamen Morde, meist in Südkalifornien. Stets war der große Gewalteinsatz und Sadismus des maskierten Täters auffällig, wobei er vor Angriffen auf Pärchen und Familien mit Kindern in deren Häusern nicht zurückschreckte und Frauen bisweilen vor ihren gefesselten Männern missbrauchte, nur um dann beide zu töten. Meist brach er nächtens ein, weckte seine Opfer, sofern sie schliefen, mit Taschenlampen; er war mit Messern, Schusswaffen, Seilen und Schnüren ausgerüstet. Häufig verweilte er dann noch länger vor Ort, bediente sich am Kühlschrank und nahm Sachen mit.
Das jüngste Opfer war 13 Jahre alt; ein junges Paar, das sterben musste, hatte erst Monate zuvor geheiratet. Einmal wurde ein Paar, das mit einem Hund Gassi ging, einfach so erschossen. Eine 18-Jährige, die 1986 vergewaltigt und erschlagen aufgefunden worden war, gilt als letztes Opfer in der Serie.
Trotz einer US-weiten Jagd auf den Killer konnte er immer wieder unerkannt entkommen, wobei man bald vermutete, er könnte aus Polizeikreisen stammen. Tatsächlich war DeAngelo in den 1970ern als Polizeibeamter in den Regionen, wo die Tatorte lagen, tätig. 1979 wurde er nach einem Ladendiebstahl entlassen. Was er danach beruflich machte, wurde vorerst nicht bekannt gegeben.
Nachbarn berichten, DeAngelo sei an sich ein „guter Mann“gewesen, der gern sportelte, allerdings zu cholerischen Ausbrüchen neigte und viel fluchte. Man habe ihn „Freak“genannt, hieß es. (ag.)