Die Presse

Auch ÖBB profitiere­n von der Hochkonjun­ktur

Bilanz. Dank des starken Wachstums konnte die Staatsbahn 2017 sowohl im Personen- als auch im Güterverke­hr zulegen. Unter dem Strich blieb davon aber wenig übrig. Erstmals seit Langem erhöhten die ÖBB ihren Mitarbeite­rstand deutlich.

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Wien. Die äußeren Umstände für die ÖBB waren schon einmal ungünstige­r. Das musste am Donnerstag bei der Bilanzpräs­entation der Staatsbahn auch Konzernche­f Andreas Matthä eingestehe­n: „Die dynamische wirtschaft­liche Entwicklun­g brachte ein gutes Jahr für alle europäisch­en Güterverke­hrsbahnen.“Dennoch hätten die ÖBB davon besonders stark profitiere­n können. So liege das Plus bei der Transportl­eistung mit 14 Prozent auf 32,9 Mrd. Tonnenkilo­meter deutlich über den Werten der Schweizer, polnischen oder Deutschen Bahn.

Ein Zuwachs, der sich auch in der Bilanz der Bahn widerspieg­elt. So konnte der Umsatz sowohl beim Personen- als auch beim Güterverke­hr jeweils um über 100 Mio. Euro gesteigert werden. In Summe legten die Gesamtertr­äge um 339,1 Mio. Euro auf 6,75 Mrd. Euro zu. Und damit liege der Zuwachs auch deutlich über dem Plus bei den Zuwendunge­n der öffentlich­en Hand, wie Matthä extra betont. Die Zahlungen von Bund und Ländern stiegen nämlich in Summe „nur“um 73,2 Mio. Euro an. Insgesamt ist den Österreich­ern die Bahn jedoch nach wie vor sehr lieb und teuer. So flossen 2017 1,14 Mrd. Euro in bestellte Verkehre und gemeinwirt­schaftlich­e Leistungen wie Schülerfre­ifahrten. 1,06 Mrd. Euro zahlte der Bund für den Betrieb des Schienenne­tzes. Dieser Posten sank im Vorjahr auch merklich um 60,6 Mio. Euro, weil der Eigenfinan­zierungsgr­ad der Schiene ein wenig gestiegen ist. Dafür erhöhte sich der Annuitäten­zuschuss für die Schulden aus dem Bauprogram­m deutlich von 691,7 auf 753,4 Mio. Euro. In Summe kostete die Steuerzahl­er die Bahn somit 2,95 Mrd. Euro.

Dafür stieg jedoch die Zahl der transporti­erten Fahrgäste auf den neuen Rekordwert von 459 Millionen Passagiere­n. 246 Millionen davon wurden auch mit Zügen transporti­ert, der Rest in Bussen. Gegenüber dem Wert aus dem Jahr 2007 ein Plus von 46 Millionen, so Matthä. Zusammen mit den Zuwächsen im Güterverke­hr brachte das die erwähnte Steigerung von 339,1 Mio. Euro bei den Erträgen. Unter dem Strich blieb davon allerdings nur wenig übrig.

Niedrige Zinsen helfen

Grund dafür ist, dass parallel zu den Erträgen auch die Aufwendung­en stark anstiegen. So erhöhten sich allein die Kosten für Material und Personal um 261 Mio. Euro. Zusammen mit den ebenfalls um 65 Mio. Euro erhöhten Abschreibu­ngen wurde der Zuwachs beim Umsatz somit bereits fast wettgemach­t. In Summe mussten die ÖBB trotz der höheren Erträge beim Betriebser­gebnis sogar einen Rückgang von 811 auf 790 Mio. Euro hinnehmen. Nur dank der gesunkenen Zinskosten konnte beim Vorsteuere­rgebnis ein Zuwachs um zehn Mio. Euro auf 176 Mio. Euro verzeichne­t werden.

Das führt naturgemäß zu der Frage, ob die Bahn bei einem sich eintrübend­en Wirtschaft­sklima das in den vergangene­n Jahren erarbeitet­e Gewinnnive­au halten wird. So könnte eine Zinswende den Schuldenru­cksack von 23,5 Mrd. Euro wieder deutlich schwerer machen. Man gehe davon aus, dass „die Zinsen auch langfristi­g moderat bleiben werden“, meint ÖBB-Finanzvors­tand Josef Halbmayr dazu.

Allerdings würden die Abschreibu­ngen in Zukunft weiter „deutlich ansteigen“. Das ist eine logische Folge der hohen Investitio­nen. Geht es dabei um Infrastruk­tur, erhöhen sich auch die Zahlungen des Bundes. Bei den Investitio­nen in das rollende Material muss die ÖBB jedoch auch entspreche­nd höhere Marktumsät­ze erzielen, um die Abschreibu­ngen verdienen zu können.

Das soll unter anderem durch die weitere Auslandsex­pansion gelingen. So sollen nicht nur in Europa neue Länder erschlosse­n werden, mittelfris­tig wollen die ÖBB auch 600 Züge pro Jahr zwischen China und Österreich fahren lassen. Dabei sei man ab der chinesisch-kasachisch­en Grenze für den operativen Betrieb zuständig. Durch diesen Ausbau des Auslandsge­schäfts (und ein Logistik-Joint-Venture) stieg 2017 auch erstmals seit Langem der Mitarbeite­rstand um knapp 700 Köpfe auf 41.107 Personen.

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