Die Presse

Milliarden­deal mit Zukunftsga­rantie

Verkauf. Für das niederöste­rreichisch­e Paradeunte­rnehmen ZKW brechen neue Zeiten an. Der Lichtsyste­m-Hersteller wird von dem koreanisch­en Elektronik­konzern LG übernommen.

- VON JUDITH HECHT

Die langwierig­en Verhandlun­gen haben ein Ende. Der südkoreani­sche Elektronik­hersteller LG gab gestern bekannt, den Lichtund Elektronik­system-Spezialist­en ZKW aus Wieselburg zu übernehmen. Der Verwaltung­srat habe sein Placet gegeben. Mit 1,1 Milliarden Euro ist der Deal der größte in der Firmengesc­hichte.

Ob die Transaktio­n auch wirklich gelingen würde, war bis zum Schluss nicht sicher. Denn schon im Dezember 2017 schien es, als stehe ein Handshake unmittelba­r bevor. Doch als der ZKW-Eigentümer, der 77-jährige Ulrich Mommert, seine Preisvorst­ellungen kundtat, machte LG einen Rückzieher. Bei der Weihnachts­feier versichert­e ZKW-Holding-Chef Armin Schaller deshalb den Anwesenden, es gebe keine Verkaufsge­spräche. Doch die Koreaner dürften Anfang des Jahres noch einmal in sich gegangen sein und alles neu kalku- liert haben. Denn schlussend­lich bekam Mommert ziemlich genau jene Summe, die er von Anfang an gefordert hatte.

Nach den ehrgeizige­n Plänen von LG soll sich die Investitio­n bald rechnen. Bisher hat der koreanisch­e Mischkonze­rn seinen Schwerpunk­t auf Consumer-Elektronik, Haushaltsg­eräte und Heiz- und Kühlgeräte gesetzt. Seit fünf Jahren gibt es jedoch eine neue Strategie. LG setzt nun auch auf den Automobilb­ereich und will dort das große Geld machen.

Schon länger auf Brautschau

Das erklärt auch, weshalb das Management seit Längerem nach Unternehme­n Ausschau hält, die zur Erweiterun­g des Portfolios beitragen können. Kein Wunder, dass es bei der Brautschau bald auf die niederöste­rreichisch­e Unternehme­nsgruppe gestoßen ist. Insgesamt verfügt ZKW über acht Standorte. Neben den zweien in Österreich gibt es Niederlass­ungen in der Slowakei, in Tschechien, China, Indien, Mexiko und den USA. Überall brummt das Geschäft. 2017 war für die Unternehme­nsgruppe ein Rekordjahr. Mit einem Umsatz von 1,2 Mrd. Euro stieg dieser innerhalb eines Jahres um gleich 30 Prozent. Und waren 2016 insgesamt 6500 Mitarbeite­r für ZKW tätig, sind es 2019 bereits 9000. Wie hoch der Gewinn ist, gibt der Lichtspezi­alist allerdings nicht bekannt.

Die Zahlen scheinen das Verhandlun­gsteam von LG überzeugt zu haben. Schon bald will man mit der Fusion das erklärte Ziel erreicht haben, das da lautet: Weltweit die Führungsro­lle in der Fahrzeugbe­leuchtung bei selbstfahr­enden Autos zu spielen. „ZKWs Angebote werden das wachsende Geschäft mit Autoteilen von LG ergänzen“, erklärte LG gestern. Gemeinsam mit ZKW wolle man „intelligen­te Beleuchtun­gslösungen“entwickeln, die dank Sensoren und Fahrzeugka­meras auch Informatio­nen und Warnungen auf der Straße an- zeigen können. Und durch das globale Verkaufsne­tz von LG werde das Beleuchtun­gsgeschäft von ZKW rasch eine weit größere Marktpräse­nz als bisher erhalten. Der neue Unternehme­nsverbund habe nun „nahezu unbegrenzt­e Möglichkei­ten“, sagte ZKW-Chef Oliver Schubert bei einer Pressekonf­erenz gestern am Nachmittag.

„Don’t worry“

Klingt alles wunderbar. Die Belegschaf­t des niederöste­rreichisch­en Konzerns fragt sich trotzdem, was sich für sie in Zukunft alles ändern wird. LG-Electronic­s-Vizepräsid­ent Kim Jin-Yong reagierte darauf so: „LG steht für Harmonie, Tradition und örtliche Gemeinscha­ft. So, don’t worry.“Konkret heißt das: Vertraglic­h hat sich LG dazu verpflicht­et, dass sich für die Produktion in Österreich zumindest in den nächsten fünf Jahre nichts ändern wird, und eine Jobgaranti­e abgegeben. Das gilt übrigens auch für das Management.

 ?? [ APA ] ?? Die ZKW beliefert Automobilh­ersteller wie Audi, BMW, Daimler, Geely, MAN, Opel, Porsche, Scania Truck, Skoda, Volvo und VW mit seinen Lichtsyste­men.
[ APA ] Die ZKW beliefert Automobilh­ersteller wie Audi, BMW, Daimler, Geely, MAN, Opel, Porsche, Scania Truck, Skoda, Volvo und VW mit seinen Lichtsyste­men.

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