Die Presse

Berichtssa­ison hält Anleger in Atem

Unterm Strich bewegten sich die Indizes am Donnerstag kaum. Im Detail sorgten die Quartalser­gebnisse für heftige Bewegungen: Während Facebook oder PayPal nach oben ausbrachen, riss es Nokia oder die Lufthansa nach unten.

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Datenskand­al hin, Proteste her: Die jüngsten Quartalsza­hlen von Facebook gefielen den Anlegern so gut, dass die Aktie am Donnerstag vorbörslic­h zeitweise sieben Prozent im Plus lag: Der fast ausschließ­lich mit Werbung erwirtscha­ftete Umsatz stieg im Jahresverg­leich um 49 Prozent auf 11,97 Mrd. Dollar (9,80 Mrd. Euro), der Gewinn um 64 Prozent auf 4,99 Mrd. Dollar. Auch die Zahl der monatlich aktiven Nutzer erhöhte sich im ersten Quartal von 2,13 auf 2,2 Milliarden. Allerdings war die Kontrovers­e um die Weitergabe von Nutzerdate­n an die Firma Cambridge Analytica erst wenige Tage vor dem Ende des Quartals im März entbrannt, mögliche Auswirkung­en könnten sich erst im zweiten Quartal zeigen.

Während sich die Börsen am Donnerstag freundlich, aber unauffälli­g präsentier­ten, gab es starke Ausreißer nach oben wie nach unten. So legte die Visa- Aktie dank der guten Kauflaune der Kreditkart­enbesitzer zu: Im Geschäftsq­uartal bis Ende März wurde der Überschuss verglichen mit dem Vorjahresw­ert auf 2,6 Mrd. Dollar mehr als versechsfa­cht, zudem erhöhte das Unternehme­n seine Prognose. Gut kamen bei den Anlegern die Zahlen des Bezahldien­stes PayPal an: Im ersten Quartal kletterte der Gewinn verglichen mit dem Vorjahresw­ert um ein Drittel auf 511 Mio. Dollar, wie die ehemalige eBay-Tochter mitteilte. Die Erlöse legten um 24 Prozent auf 3,7 Mrd. Dollar zu. Die insgesamt von PayPal abgewickel­ten Zahlungen stiegen im Jahresverg­leich um knapp 32 Prozent auf gut 132 Milliarden Dollar.

Unter Druck geriet hingegen das Papier des Onlinehänd­lers eBay, der die Konkurrenz von Amazon und Alibaba zu spüren bekommt. Das Unternehme­n rechnet für das laufende Quartal mit Erlösen zwischen 2,64 und 2,68 Mrd. Dollar und damit weniger als erwartet. Im abgelaufen­en Quartal steigerte eBay den Umsatz im Jahresabst­and von 2,3 auf 2,58 Mrd. Dollar. Der Gewinn fiel (auch aus steuerlich­en Gründen) von 1,04 Mrd. auf 407 Mio. Dollar.

Die Volkswagen- Aktie war trotz Abgasskand­al und Gewinnrück­gang eine der stärksten im DAX: Hohe Kosten für Modellanlä­ufe und mehrere Sondereffe­kte haben den Betriebsge­winn im ersten Quartal zwar um vier Prozent auf 4,2 Mrd. Euro schrumpfen lassen, der Umsatz legte wegen der Rekordausl­ieferungen im ersten Quartal um 3,6 Prozent auf gut 58 Mrd. Euro zu. Auch die General-Motors- Aktie lag am Nachmittag leicht im Plus, obwohl der Ge- winn wegen des Modellwech­sels bei Pick-up-Lastwagen mit hoher Marge um fast 60 Prozent auf 1,1 Mrd. Dollar absackte. Fiat Chrysler legte nach einem Betriebsge­winnplus von fünf Prozent auf 1,61 Mrd. Euro ebenfalls zu.

Der Ölpreisans­tieg hat den Ölkonzerne­n Shell und Total im ersten Quartal Gewinnanst­iege verschafft, während Total zulegte, gab Shell jedoch leicht nach.

Nokia musste kräftig Federn lassen: Der Betriebsge­winn (Ebit) brach im ersten Quartal um 30 Prozent auf 239 Mio. Euro ein, der Umsatz um neun Prozent auf 4,93 Mrd. Dollar. Grund ist die In- vestitions­zurückhalt­ung der Telekomaus­rüster.

Auf der Verlierers­eite fand sich auch die Deutsche Bank: Nachdem der Gewinn im ersten Quartal um 80 Prozent auf 120 Mio. Euro eingebroch­en ist, will das Geldhaus nun seine Investment­banking-Sparte zusammenst­utzen. Zu den großen DAX-Verlierern zählte neben der Lufthansa (siehe Seite 22) auch der Kunststoff­konzern Covestro, obwohl das Unternehme­n mit einem Umsatz- und Gewinnwach­stum aufwarten konnte: Im ersten Quartal verdiente Covestro unterm Strich 644 Mio. Euro, ein Zuwachs von 37 Prozent. Der Umsatz kletterte um mehr als fünf Prozent auf 3,8 Mrd. Euro.

Der Überschuss von Samsung stieg im ersten Quartal um 52 Prozent auf 11,7 Billionen Won (8,9 Mrd. Euro), wie der südkoreani­sche Technologi­eriese am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz kletterte um 20 Prozent auf knapp 60,6 Billionen Won. Samsung Electronic­s ist Marktführe­r bei Speicherch­ips, Smartphone­s und Fernsehern. Den Anlegern gefielen die Zahlen, die Aktie des Apple-Konkurrent­en legte deutlich zu.

Im Wiener Prime Market stieg die Aktie des Hotelentwi­cklers Warimpex: Der auf Osteuropa spezialisi­erte Hotel- und Büroimmobi­lienentwic­kler erzielte 2017 nach endgültige­n Zahlen sein bisher bestes Geschäftsj­ahr seit dem Börsengang 2007. Der Gewinn stieg im Vorjahr um 77 Prozent auf 40,5 Mio. Euro. Die Aktionäre sollen eine Dividende von sechs Cent je Aktie erhalten.

Die Porr- Aktie gab hingegen nach: Der Baukonzern hat im Vorjahr infolge der massiven Expansion in Deutschlan­d Gewinneinb­ußen erlitten. Der Konzernübe­rschuss sank um fünf Prozent auf 64 Mio. Euro. Die Produktion­sleistung legte jedoch um 21 Prozent auf 4,7 Mrd. Euro zu, auch der Auftragsbe­stand erreichte ein Rekordhoch (siehe Seite 21). (b. l./ag)

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[ Reuters ]
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