Die Presse

Ein schwierige­r Gast für Trump

USA/Deutschlan­d. Angela Merkels Stippvisit­e steht im Kontrast zu Emmanuel Macrons Staatsbesu­ch. Der Handelsstr­eit und das Atomabkomm­en mit dem Iran dominierte­n die Agenda.

- Von unserem Korrespond­enten STEFAN RIECHER

Mit einem für seine Verhältnis­se emotionslo­sen Tweet brachte es Donald Trump auf den Punkt: „So viel zu besprechen, so wenig Zeit“, schrieb der US-Präsident unmittelba­r vor seiner Zusammenku­nft mit Deutschlan­ds Kanzlerin am Freitagabe­nd. Er freue sich auf das Treffen mit Angela Merkel, es werde „gut sein für unsere großartige­n Länder“.

Für die Gespräche mit Angela Merkel waren zweieinhal­b Stunden anberaumt, davon 20 Minuten für ein privates Gespräch mit Trump. Die Erwartunge­n einer Einigung in den wichtigste­n Streitfrag­en rund um den Handelskon­flikt zwischen der EU und den USA sowie das Atomabkomm­en mit dem Iran waren gering.

Der Unterschie­d zwischen den Visiten von Europas mächtigste­n Politikern hätte größer nicht sein können. Frankreich­s Präsident, Emmanuel Macron, dominierte tagelang die Schlagzeil­en in den USA, Merkels Besuch war im Vorfeld bestenfall­s eine Randnotiz. Macron schwebte im Helikopter zum privaten Dinner auf dem historisch­en Landsitz George Washington­s in Mount Vernon ein. Von Merkel machten am Freitag Bilder die Runde, wie sie am Vorabend mit ihrer Entourage ohne amerikanis­chen Gegenpart ein Restaurant verließ.

Dabei könnten der US-Präsident und die deutsche Kanzlerin einander äußerst nützlich sein. Trump wird es ohne deutsche Unterstütz­ung unmöglich sein, einen neuen Deal im Atomstreit mit dem Iran zu verhandeln. Deutschlan­d wiederum würde unter den für nächste Woche angedrohte­n Zöllen auf Stahl und Aluminium leiden und wäre als Exportwelt­meister ganz besonders von einer Eskalation des Handelsstr­eits betroffen. Es bestand Hoffnung, dass sich die beiden zusammenra­ufen und persönlich­e Differenze­n hintanstel­len würden.

Die gute Nachricht: Viel schlimmer als bei Merkels letztem Besuch in Washington im März des Vorjahres konnte es nicht kommen. Bilder von Trumps eisiger Miene beim Fototermin im Oval Office hinterließ­en einen prägenden Eindruck. Merkels Körperspra­che ließ eine gewisse Geringschä­tzung für den Gastgeber erkennen. Trumps Verweigeru­ng eines Handshakes mit Merkel sorgte für Drama, obwohl das Weiße Haus klarstellt­e, dass Trump den Hinweis nicht gehört habe.

Pompeos Blitzvisit­e in Brüssel

Während in Washington der USPräsiden­t und die Bundeskanz­lerin versuchten, ihre Differenze­n auszuräume­n, machte sich der neue US-Außenminis­ter daran, das angeschlag­ene Verhältnis zwischen den USA und den Mitglieder­n des nordatlant­ischen Verteidigu­ngsbündnis­ses zu glätten. In Brüssel ließ Mike Pompeo bei sei- ner ersten Auslandsre­ise Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g wissen, dass die Arbeit des Bündnisses „außerorden­tlich wertvoll“sei.

Wiewohl auch der frühere CIAChef, der erst am Donnerstag vom Senat bestätigt worden war, darauf hinwies, dass die Mehrzahl der Nato-Staaten ihren Verteidigu­ngsetat aufstocken sollten. Auch dies ist ein Nadelstich gegen Deutschlan­d. Trump versucht seit Monaten, Europas größte Volkswirts­chaft dazu zu bewegen – wie im Jahr 2014 vereinbart–, zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s in die Verteidigu­ng zu stecken. Im Vorjahr belief sich der Etat auf 1,2 Prozent. Trump ist das ebenso ein Dorn im Auge wie Merkels Zurückhalt­ung in Syrien.

Die Spannungen zwischen Deutschlan­d und den USA kommen vor den wohl wichtigste­n au- ßenpolitis­chen Wochen für Donald Trump. Bis 12. Mai will der Präsident über den Verbleib im Atomabkomm­en mit dem Iran entscheide­n, bald danach soll dann das historisch­e Treffen mit Nordkoreas Machthaber, Kim Jong-un, stattfinde­n. Der Konflikt in Syrien ist nach wie vor ungelöst, das Verhältnis zu Russland so schlecht wie selten zuvor. Pompeo reiste darum am Wochenende in den Nahen Osten, nach Saudiarabi­en, Jordanien und Israel.

Immerhin: Nach mehr als einem Jahr haben die USA wieder einen Botschafte­r in Deutschlan­d. Nach monatelang­em Streit segnete der Senat Richard Grenell ab. Ihm eilt der Ruf eines außenpolit­ischen Falken voraus. Er arbeitete einst bei den Vereinten Nationen für John Bolton, Trumps Nationalen Sicherheit­sberater.

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[ Reuters ] Angela Merkel und ihre Entourage bereiteten sich bei ihrer Stippvisit­e in Washington auf ihr Gespräch im Weißen Haus vor.

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