Die Presse

Die Annäherung zweier Giganten

Indien/China. Narendra Modi besucht in der chinesisch­en Provinz Xi Jinping. Peking umwirbt Neu-Delhi nach dem Handelsstr­eit mit Washington ganz besonders.

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Zwei Männer, die etwa die Hälfte der Weltbevölk­erung repräsenti­eren: Am Freitag erhielt Indiens Premier, Narendra Modi, eine persönlich­e Tour von Chinas Xi Jinping durch das Hubei-Provinzmus­eum. Nur kurz zuvor traf Modi zu einem 24-stündigen Kurzbesuch in der zentralchi­nesischen Stadt Wuhan ein. Der Besuch ist ein Zeichen der Annäherung zwischen den Riesenländ­ern, deren Beziehunge­n zuletzt sehr angespannt waren. „Wir müssen die Freundscha­ft unserer Nationen weiter stärken“, sagte dann auch Xi Jinping am Freitag.

Die Visite wurde vor allem im asiatische­n Raum mit Spannung erwartet, ist doch erst jüngst der Streit um die 3500 Kilometer lange Grenze am Himalaya erneut entfacht. Vergangene­n Sommer waren sich chinesisch­e und indische Soldaten am Dreiländer­eck zwischen den beiden Ländern und Bhutan für Wochen gegenüberg­estanden. Die Spannungen drehten sich um den Bau einer Straße durch die chinesisch­e Volksarmee in einem von China und Bhutan beanspruch­ten Gebiet. China warf Indien vor, den Straßenbau verhindern zu wollen.

Streitpunk­t Kaschmir

Konfliktpo­tenzial birgt auch der Streit um die Vorrechte und den Rohstoffab­bau im Südchinesi­schen Meer. Welche Wichtigkei­t das Thema bei den Treffen haben wird, schien vorerst nicht ganz klar. „Wir wollen unsere Visionen und Prioritäte­n zu unserer nationalen Entwicklun­g besprechen, insbesonde­re in Bezug auf die aktuelle und zukünftige internatio­nale Situation“, twitterte Modi recht sperrig zur bilaterale­n Agenda.

Peking ist wichtig, dass die Handelsfra­ge schnell gelöst wird. Hier gab es mit Neu-Delhi ebenfalls Schwierigk­eiten: China will den Handel entlang der alten Straße federführe­nd wiederbele­ben und wirbt gerade intensiv dafür. Einer der Handelspun­kte befindet sich in Kaschmir. Die krisengesc­hüttelte Region ist Konfliktzo­ne zwischen Pakistan und Indien, und Neu-Delhi will keine Rechte an Pakistan verlieren. Peking hingegen führt gerade einen Handelsstr­eit mit den USA und umwirbt Indien daher besonders. Darüber hinaus will China verhindern, dass sich Indien mit Washington­s Hilfe zu sehr in den Territoria­lkonflikt im Südchinesi­schen Meer einmischt. Mehrere Anrainerst­aaten streiten hier über die Rohstoffvo­rkommen. Ins Gewässer wollten sich die beiden Politiker übrigens auch begeben: Auf dem Programm stand eine Bootsfahrt. (ag.)

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