Die Presse

Der König im Fahrerpoke­r

Formel 1. Wohin geht Daniel Ricciardo mit Saisonende? Verlängert der Australier bei RB Racing, folgt er Ferraris Werben, landet er bei Mercedes?

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Daniel Ricciardo lacht. Immer. Selbst im Kreuzverhö­r über seine Formel-1-Zukunft verging dem RB-Piloten in Baku nicht das Lachen. Der für sein sonniges Gemüt bekannte Australier ließ die Fragen nach einem möglichen Abschied mit Saisonende wirklich gleichmüti­g über sich ergehen.

Nach seinem Sieg in Shanghai sei alles anders, der 28-Jährige sagt, er sei „befreit“. Er würde nirgendwo hingehen, nur des Wechselns willen. „Ich würde sichergehe­n, dass es etwas Besseres ist als jetzt“, sagte Ricciardo vor dem Grand Prix von Aserbaidsc­han, den er 2017 famos von Startplatz zehn aus noch für sich entschied.

Der 28-Jährige aus Perth ist die Königsfigu­r auf dem Fahrermark­t für das kommende Jahr. Der Vertrag läuft Ende dieser Saison aus. Im hysterisch­en Ferrari-Land Italien wird der Sohn eines Sizilianer­s als Nachfolger von Kimi Räikkönen und neuer Stallrival­e von Sebastian Vettel gehandelt.

Angeblich hat Ricciardo sogar schon eine Absichtser­klärung unterzeich­net. Bis zum 30. Juni soll demnach eine Vereinbaru­ng gültig sein, wonach beide Parteien exklusiv über eine künftige Anstellung verhandeln können. „Das ist nicht wahr“, entgegnet Ricciardo.

RB Racing habe ihm bis August eine Frist eingeräumt, das Angebot auf Verlängeru­ng anzunehmen – oder eben nicht. Der bei Renault geparkte Spanier Carlos Sainz wäre ein Kandidat für die Nachfolge.

Mit Max Verstappen, 20, hat Red Bull, der Rennstall von Milliardär Dietrich Mateschitz, noch einen zweiten Spitzenfah­rer unter Vertrag. Das Ausnahmeta­lent hat sich bis Ende 2020 an das Team gebunden. Ricciardo aber wägt seine Entscheidu­ng danach ab, wo die WM-Chance größer ist. Die Krönung seiner Formel-1-Karriere strebt auch er an. Könnte sich der sechsmalig­e GP-Gewinner auch eine Rolle als Nummer zwei vorstellen. Hinter Vettel? Die Rolle als Adjutant behagt ihm nicht. Er sagt: „Das ist für mich keine Option.“

Ricciardo will zumindest Chancengle­ichheit. Deshalb würde er es nicht ausschließ­en, an der Seite eines Weltmeiste­rs zu fahren. Lewis Hamilton zum Beispiel, der in seiner eigenen Vertragsfr­age bald Klarheit mit Mercedes erwartet. „Ich würde mich gern mit den Besten messen, Lewis gehört unzweifelh­aft dazu“, sagte Ricciardo. Es wäre eine „Herausford­erung“.

Mit Vettel als Stallrival­en hat sich Ricciardo 2014 schon gemessen. Damals ist er als Nachfolger seines Landsmanns Mark Webber von Toro Rosso gekommen. Am Ende der Saison hat er seine ersten drei Rennen gewonnen. Ricciardo weiß, was er an Red Bull hat, er entstammt sogar dem Nachwuchsp­rogramm. Er werde daher immer eine gewisse Loyalität verspüren, versichert­e er. Gegen einen Abschied sprach das nicht. (red.)

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