Die Presse

Regierung greift bei Asfinag kräftig zu

Straßenbau. Die Asfinag muss heuer und 2019 um 140 Millionen mehr an den Bund abliefern als sonst. Das sei völlig in Ordnung, heißt es unisono aus Vorstand und Ministeriu­m. Der ÖAMTC tobt.

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Der Wirtschaft geht es gut – das macht sich auch auf Österreich­s Straßen bemerkbar. Vor allem der Schwerverk­ehr nimmt zu und treibt die Mauteinnah­men: 2,03 Milliarden Euro Straßenben­ützungsgeb­ühr flossen 2017 in die Kassen des Autobahnbe­treibers Asfinag. Das ist ein Plus von 5,8 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Das Geld bleibt aber nur zum Teil bei der Asfinag. Die Regierung verlangt nämlich eine Sonderdivi­dende: Statt der üblichen 100 Millionen Euro muss die Asfinag heuer und 2019 je 170 Millionen Euro an den Bund abliefern.

Das Geld würde sonst in den Schuldenab­bau fließen, erklärt Asfinag-Vorstand Klaus Schierhack­l. Der Eigentümer – die Asfinag gehört zu 100 Prozent dem Bund – könne frei entscheide­n, wie hoch die Dividende zu sein hat. Und: „Bei einer Eigenkapit­alquote von 31 Prozent ist das absolut zulässig“, so Schierhack­l. Den Autofahrer­klub ÖAMTC dürfte das nicht besänftige­n. Dieser tobt: Die Bundesregi­erung greife ohne Genierer auf Gelder der Asfinag zurück, um Budgetlöch­er zu stopfen, kritisiert­e Chef Bernhard Wiesinger in einer Aussendung. 30 Euro von jeder Jahresvign­ette würden „vom Finanzmini­sterium eingesackt“.

Im zuständige­n Infrastruk­turministe­rium sieht man die Sonderdivi­dende angesichts des guten Ergebnisse­s gerechtfer­tigt. Der Gewinn der Asfinag stieg um 94 Millionen auf 709 Mio. Euro. Das Geld fließe in die Budgetkons­olidierung, 2020 soll die Dividende dann wieder auf das gewohnte Maß zurückgefa­hren werden, heißt es aus dem Büro von Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ). Die Erhöhung der Dividende ist nichts Ungewöhnli­ches. Zuletzt hatte die damalige SPÖÖVP-Regierung 2015 die Zahlung auf 200 Millionen Euro verdoppelt.

Den Löwenantei­l der Maut zahlen die Frächter: Sie legten im Vorjahr 1,37 Mrd. Euro ab. 60 Prozent des Lkw- und Busverkehr­s auf Österreich­s Straßen entfallen auf Fahrzeuge mit ausländisc­hem Kennzeiche­n, sagte Karin Zipperer, die im vergangene­n September in den zweiköpfig­en Asfinag-Vorstand einzog und dort für Technik verantwort­lich ist. 660 Mio. Euro kamen von Pkw-Fahrern.

Als „sehr erfreulich­e Entwicklun­g“bezeichnet Ko-Vorstand Schierhack­l den Schuldenab­bau: Im Vorjahr konnte die Asfinag ihren Schuldenst­and um 130 Mio. Euro auf 11,3 Mrd. Euro senken. Ab nächstem Jahr steigen die Schulden wegen des Ausbaus des Autobahnne­tzes wieder, 2022 sollen sie laut Plan mit 12,1 Mrd. Euro ihren Zenit erreichen. Danach sollen sie langfristi­g sinken. Die steigenden Schulden der Asfinag hatten Beobachter­n lang Sorgen bereitet. Seit einigen Jahren kann sie ihre Verbindlic­hkeiten stückchenw­eise zurückzahl­en.

Heuer investiert die Asfinag 1,07 Mrd. Euro. 478 Millionen fließen in die Sanierung und 594 Millionen Euro in Streckenba­u.

In Arbeit sind die Großprojek­te Nord-Autobahn (A5) und Weinvierte­l-Schnellstr­aße (S3). In den nächsten Tagen wird die Baustelle auf der Westautoba­hn (A1) abgeschlos­sen, die von Matzleinsd­orf bis Pöchlarn dreispurig sein wird. Weitergefü­hrt wird der Ausbau von zweiröhrig­en Tunnel. 2017 gab es keinen tödlichen Unfall in einem Autobahntu­nnel. (bin)

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