Amazon erhöht Preise, Aktie steigt
Amazon überraschte mit einem starken Umsatz- und Gewinnplus im ersten Quartal. In den USA sollen die Preise für Prime-Kunden nun erhöht werden.
Der Onlinegigant Amazon könnte nach Meinung einiger Analysten bald als erstes Unternehmen an der Börse mehr als eine Billion Dollar wert sein. Analyst Brian White vom US-Analysehaus Monness, Crespi, Hardt & Co setzte das Kursziel für die Aktie am Freitag von 2000 auf 2200 Dollar herauf. Sollte er Recht behalten, wäre Amazon 1,067 Billionen Dollar schwer. Auch die Investmenthäuser Stifel und Macquarie tippen auf das Knacken der Billionenmarke, nachdem der weltgrößte Onlinehändler mit einer Verdoppelung seines Gewinns im ersten Quartal überrascht hatte. Momentan notiert die Amazon-Aktie bei 1610 Dollar, das Unternehmen hat damit eine Marktkapitalisierung von rund 736 Mrd. Dollar.
Der boomende Internethandel und die florierenden Cloud-Dienste haben Amazons Geschäft beflügelt. Im ersten Quartal stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um 43 Prozent auf 51 Mrd. Dollar (42 Mrd. Euro). Der Überschuss kletterte von 724 Mio. auf 1,6 Mrd. Dollar. Den Anlegern gefiel das: Die Aktie stieg am Freitag um zeitweise sieben Prozent auf einen neuen Rekord.
Für eine Überraschung sorgte eine Ankündigung von Finanzchef Brian Olsavsky: Erstmals seit März 2014 sollen am 11. Mai die Preise des Abo-Service Prime für Neukunden steigen – von 99 auf 119 Dollar pro Jahr. Ob das auch außerhalb der USA gilt, blieb zunächst offen. Das Programm sei erheblich erweitert worden, meinte Olsavsky. Konzernchef Jeff Bezos hatte kürzlich erklärt, dass Amazon inzwischen mehr als 100 Millionen zahlende Prime-Kunden hat.
Als großer Wachstumstreiber erwies sich im vergangenen Quartal erneut Amazons gewerbliche Cloud-Sparte AWS, über die Unternehmen IT-Dienste und Speicherplatz im Internet buchen können. In diesem sehr profitablen Geschäftsfeld nahm der Umsatz um 49 Prozent auf 5,4 Mrd. Dollar zu. AWS habe „den ungewöhnlichen Vorteil eines siebenjährigen Vorsprungs“vor der Konkurrenz, sagte Bezos. Amazon war im CloudGeschäft Vorreiter und ist klar führend, wenngleich Konkurrenten wie Microsoft oder Google hier ebenfalls stark wachsen.
Zu einer Angelegenheit, die den Aktienkurs vor einigen Wochen massiv gedrückt hatte, hält sich der Konzern bedeckt: Die Dauerkritik von US-Präsident Donald Trump wurde weder im Geschäftsbericht noch gegenüber Analysten thematisiert. Trump hatte Amazon im März hart attackiert: „Sie zahlen wenig oder gar keine Steuern an Bundesstaaten und Kommunen, und sie benutzen unser Postsystem als ihren Botenjungen“, twitterte Trump.
In einem Medienbericht hieß es gar, dass Trump den Konzern hasse und einen Regulierungsschlag zur Begrenzung seiner Marktmacht erwäge. Bis jetzt folgten dem jedoch keine Taten. Im Visier hat Trump Amazon aber schon lange, als Hauptgrund gilt eine Fehde mit der Zeitung „Washington Post“, die im Privatbesitz von Bezos ist.
Auch Microsoft profitierte vom boomenden Cloud-Geschäft: Dem Unternehmen halfen höhere Bestellungen seiner cloudbasierten Büro-Software Office 365. Der Gewinn stieg im ersten Quartal um 35 Prozent auf 7,42 Milliarden Dollar, wie der weltgrößte Softwareanbieter mitteilte. Die Umsatzentwicklung reichte da nicht ganz heran. Die Erlöse legten um 16 Prozent auf 26,82 Milliarden Dollar zu. Als Glanzlicht ragte die CloudSparte Azure heraus, die ihren Umsatz um 93 Prozent hochschraubte. Den Aktionären gefiel das, die Microsoft-Aktie startete am Freitag im Plus. (ag/red.)