Die Presse

Amadeus Award: Nur keinen Konflikt, bitte!

Die heurige Verleihung scheute jede Kontrovers­e, der Rap-Preisträge­r kam nicht einmal zu Wort.

- VON KATRIN NUSSMAYR

Das Ende des Echo war beim österreich­ischen Musikpreis­pendant eine Randnotiz. Conchita, die am Donnerstag­abend in wechselnde­n Glitzeranz­ügen durch die Amadeus-Show führte, teilte in ihrer Einleitung einen Seitenhieb nach Deutschlan­d aus: „Willkommen zum wahrschein­lich sympathisc­hsten, wichtigste­n, . . .“, und, leiser werdend: „. . . einzigen deutschspr­achigen Musikpreis!“

Die Debatte, die tags zuvor zur Abschaffun­g des Echo geführt hatte, fand indessen keinen Weg in die routiniert abgespulte Verleihung im Volkstheat­er. Tatsächlic­h konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie – und jede andere denkbare Kontrovers­e – um jeden Preis ferngehalt­en werden sollte: Die Inszenieru­ng der Show ließ kaum einen spontanen Moment zu, die meisten Preiskateg­orien wurden via Video abgehandel­t, statt Dankesrede­n gab es geschnitte­ne Interviews mit den Gewinnern, die ihre Trophäen schon in der Hand hielten.

Wer tatsächlic­h auf die Bühne durfte – etwa die beiden Berufstrau­mschwieger­söhne Pizzera & Jaus, die den Preis für das Album des Jahres abholten –, bedankte sich brav, Botschafte­n hatte keiner. Auch nicht RAF Camora, der in der Sparte Hip-Hop gewann und weder live noch via Video zu Wort kam. Auf eigenen Wunsch? Immerhin lautet eine Textzeile in seinem Song „Vienna“: „Bevor du mich auf Seitenblic­ke siehst und Amadeus, Amadeus / Chill’ ich mit Rihanna auf Barbados, auf Barbados.“

Auch wenn die Veranstalt­er vielleicht nichts dafür können: Die Abwesenhei­t des Rappers, der mit Gangster-Topoi zumindest kokettiert („Wir hab’n Cash, wir hab’n Guns“, „Die Huren warten backstage wie ein All-you-can-fuck-Buffet“), wirkt angesichts der laufenden Debatte um deutschen Gangster-Rap etwas seltsam. Zumal auch der Rest der Verleihung äußerst kontrollie­rt ablief. Wortspende­n feierten die bewegende Kraft der Musik, Zuspieler der Sorte A1-Werbung lieferten Banalitäte­n wie „Electronic/Dance ist Musik zum Wohlfühlen“. Ein ehrliches Bekenntnis zur österreich­ischen Popmusik klingt anders. Immerhin: Einen starken Auftritt lieferte die Rapperin Yasmo, die mit einem Frauenchor (darunter Clara Luzia, Ina Regen, Birgit Denk) faire Bezahlung und mehr Sichtbarke­it für Frauen im Musikbusin­ess forderte. Zentrale Botschaft: „Wir sind viele.“Beim Amadeus ist das noch nicht ganz angekommen. 79 Prozent der Nominierun­gen waren frei von weiblicher Beteiligun­g.

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