Amadeus Award: Nur keinen Konflikt, bitte!
Die heurige Verleihung scheute jede Kontroverse, der Rap-Preisträger kam nicht einmal zu Wort.
Das Ende des Echo war beim österreichischen Musikpreispendant eine Randnotiz. Conchita, die am Donnerstagabend in wechselnden Glitzeranzügen durch die Amadeus-Show führte, teilte in ihrer Einleitung einen Seitenhieb nach Deutschland aus: „Willkommen zum wahrscheinlich sympathischsten, wichtigsten, . . .“, und, leiser werdend: „. . . einzigen deutschsprachigen Musikpreis!“
Die Debatte, die tags zuvor zur Abschaffung des Echo geführt hatte, fand indessen keinen Weg in die routiniert abgespulte Verleihung im Volkstheater. Tatsächlich konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie – und jede andere denkbare Kontroverse – um jeden Preis ferngehalten werden sollte: Die Inszenierung der Show ließ kaum einen spontanen Moment zu, die meisten Preiskategorien wurden via Video abgehandelt, statt Dankesreden gab es geschnittene Interviews mit den Gewinnern, die ihre Trophäen schon in der Hand hielten.
Wer tatsächlich auf die Bühne durfte – etwa die beiden Berufstraumschwiegersöhne Pizzera & Jaus, die den Preis für das Album des Jahres abholten –, bedankte sich brav, Botschaften hatte keiner. Auch nicht RAF Camora, der in der Sparte Hip-Hop gewann und weder live noch via Video zu Wort kam. Auf eigenen Wunsch? Immerhin lautet eine Textzeile in seinem Song „Vienna“: „Bevor du mich auf Seitenblicke siehst und Amadeus, Amadeus / Chill’ ich mit Rihanna auf Barbados, auf Barbados.“
Auch wenn die Veranstalter vielleicht nichts dafür können: Die Abwesenheit des Rappers, der mit Gangster-Topoi zumindest kokettiert („Wir hab’n Cash, wir hab’n Guns“, „Die Huren warten backstage wie ein All-you-can-fuck-Buffet“), wirkt angesichts der laufenden Debatte um deutschen Gangster-Rap etwas seltsam. Zumal auch der Rest der Verleihung äußerst kontrolliert ablief. Wortspenden feierten die bewegende Kraft der Musik, Zuspieler der Sorte A1-Werbung lieferten Banalitäten wie „Electronic/Dance ist Musik zum Wohlfühlen“. Ein ehrliches Bekenntnis zur österreichischen Popmusik klingt anders. Immerhin: Einen starken Auftritt lieferte die Rapperin Yasmo, die mit einem Frauenchor (darunter Clara Luzia, Ina Regen, Birgit Denk) faire Bezahlung und mehr Sichtbarkeit für Frauen im Musikbusiness forderte. Zentrale Botschaft: „Wir sind viele.“Beim Amadeus ist das noch nicht ganz angekommen. 79 Prozent der Nominierungen waren frei von weiblicher Beteiligung.