Die Presse

Im Sommer kühlen Kopf bewahren

Gebäudeküh­lung. In den Städten sind die Sommer besonders heiß. Damit das Leben in den eigenen vier Wänden erträglich wird, rüsten sich die Menschen mit Klimaanlag­en aus – aber es gibt auch Alternativ­en.

- VON CHRISTIAN SCHERL

In Zeiten des globalen Temperatur­anstiegs wächst der Wunsch nach Kühlung, besonders im städtische­n Bereich. Nach wie vor ist die Klimaanlag­e die beliebtest­e Lösung. Eigentlich ist es im Frühling schon zu spät, sich nach einem passenden Modell umzusehen. Klimatechn­iker bieten Winterraba­tte, in denen die Anschaffun­g und Montage der Geräte wesentlich günstiger kommt. Außerdem kann der Kunde dann garantiert auf Lagerware zurückgrei­fen. „In sehr heißen Sommern sind die gefragtest­en Modelle rasch ausverkauf­t“, weiß Ivan Dimitrijev­ic, Chefkältet­echniker bei P&R2 Facility Management in Maria Enzersdorf.

Häuslbauer­n rät er, schon beim Rohbau zeitgleich mit der Heizung auch die Klimaanlag­e zu bedenken. „Da lässt sich gleich der Abfluss für Kondenswas­ser einplanen. Nachträgli­ch müsste man mit Pumpen arbeiten. Das bedeutet dann hohe Kosten und Stemmarbei­ten.“In Stadtwohnu­ngen sind Wandgeräte die günstigste Variante. Das größte Problem ist dort die Montage des Außengerät­es. Bei zahlreiche­n Hausaußenf­assaden ist sie nicht möglich oder nicht gestattet, etwa aus Denkmalsch­utzgründen. „Muss das Außengerät versetzt werden, wirkt sich das aufgrund der Leitungslä­ngen auf den Montagepre­is aus“, sagt Dimitrijev­ic, der in jedem Fall zu sogenannte­n Inverter-Geräten rät. „Der Inverter passt die Leistung der Sollvorgab­e an. Das ist energiespa­render als On/Off-Geräte, weil ein richtig ausgelegte­s System kaum Volllastbe­trieb benötigt.“

Heutzutage sind neue Geräte auch mit WLAN ausgestatt­et und lassen sich per App bedienen. „Manche verfügen sogar über Sensoren, die erkennen können, ob sich Personen im Raum befinden, und somit noch effiziente­r und energiesch­onender arbeiten.“

Schlecht gewartete Klimaanlag­en können zur Bakteriens­chleuder mutierten, und auch der kalte Luftzug ist nicht jedermanns Sache. In Zeiten steigenden Gesundheit­sbewusstse­ins verdrängen daher Flächenküh­lungen langsam die Klimaanlag­en. Rainer Tschernuth vom Haustechni­kunternehm­en Tschernuth spricht von einem Marktwachs­tum von jährlich über zehn Prozent. „Ähnlich wie bei Fußbodenhe­izungen muss im Durchschni­tt um zwei bis drei Grad weniger abgekühlt werden, um denselben Wohlfühlef­fekt zu erzielen wie bei einer Klimaanlag­e. Das bedeutet weniger Energiever­brauch“, sagt Tschernuth. In der Regel befindet sich die Flächenküh­lung in der Decke. Bei abgehängte­n Decken lässt sie sich im Trockenbau integriere­n. Im Neubau oder bei Gebäuden, die saniert werden, sieht Tschernuth keine Probleme bei der Nachrüstun­g. Bei großen Gebäuden kann die beim Kühlbetrie­b erzeugte Wärme für Warmwasser genutzt werden. Bei kleineren Anlagen wird sie nach außen abgegeben.

Bei älteren Gebäuden gilt es, den Gesamtzust­and zu bewerten. „Optimal eignet sich die Integratio­n bei Sanierunge­n, weil Synergieef­fekte Kühlfläche­nsysteme preislich attraktiv machen“, so der Installate­ur. Die Systeme müssen nach Möglichkei­t komplett angeboten werden. „Die beste Kühldecke funktionie­rt nicht optimal ohne perfekte Regelung, bei der neben der Temperatur auch Parameter wie die Luftfeucht­igkeit miteinbezo­gen werden“, erklärt Tschernuth.

„Es gibt Situatione­n, da kommt man um Klimaanlag­en nicht herum, aber man muss sich bewusst sein, dass sie die Umwelt stark belasten“, sagt Johannes Hug von der Umweltbera­tung, einer Einrichtun­g der Wiener Volkshochs­chulen. „In vielen Fällen kommt man auch ohne Klimaanlag­e angenehm durch den Hochsommer, indem man durch richtigen Umgang dafür sorgt, die Hitze erst gar nicht in die Wohnung zu lassen.“

Damit das gelingt, muss eine Dämmung vorhanden sein. Außerdem sollte Beschattun­g, wie Jalousien, möglichst außen angebracht sein. Die Umweltbera­tung hat eine Broschüre herausgebr­acht, die bauliche Maßnahmen und praktische Tipps ohne hohen Kostenaufw­and aufzählt. „Das beginnt beim kalten Fußbad, das den Körper abkühlt, bis hin zum Aufhängen nasser Tücher vor den Fenstern, weil es durch die Verdunstun­gskälte im Raum kühler wird“, zählt Hug auf. „Moderne Jalousien denken mit. Damit es im Raum nicht zu dunkel ist, öffnen sich die obersten Lamellen zuerst – aber nur so weit, dass nicht das direkte Licht von draußen in den Raum dringt, sondern die Reflexion an die Decke trifft und für Helligkeit sorgt.“ sollten am besten schon beim Hausbau eingeplant werden, bei einer Nachrüstun­g muss man mit Mehrkosten rechnen. Als Alternativ­e kommen in Betracht. und damit sind Vorkehrung­en, um die Wärme gar nicht erst ins Haus zu lassen – von Dämmung bis Jalousien.

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