Die Presse

Zehn Denkanstöß­e für Unternehme­n

Social Enterprise. Shareholde­r Value ist passe,´ es lebe das Good Citizenshi­p: Unternehme­n wollen nach Gewinnen streben und gleichzeit­ig brave Bürger sein. Jedenfalls in der Theorie.

- VON ANDREA LEHKY SAMSTAG/SONNTAG, 28./29. APRIL 2018

Ein Unternehme­n, das etwas auf sich hält, will heute ein „Social Enterprise“sein. Das stellte die Management­beratung Deloitte nach Befragen von 11.000 Geschäftsf­ührern und Personalve­rantwortli­chen in ihren druckfrisc­hen „Human Capital Trends 2018“fest. Wie ein solches Social Enterprise aussieht, lässt sich an zehn Denkanstöß­en festmachen.

1. Teamplayer im Topmanagem­ent. Noch sieht sich die „C-Suite“, die oberste Führung des Unternehme­ns, als Ansammlung von Einzelkämp­fern. Die Zukunft klingt nach Symphonieo­rchester: Man spielt harmonisch zusammen. Das macht sich auch finanziell bezahlt: Unternehme­n mit kollegial denkender C-Suite haben laut Studie eine um ein Drittel höhere Wahrschein­lichkeit, im nächsten Jahr um zehn Prozent oder mehr zu wachsen als solche, deren Topmanagem­ent noch keinen Teamgeist lebt. 2. Ökosystem statt Belegschaf­t. Bei den Mitarbeite­rn hingegen wächst die Macht des Einzelnen (was kein Widerspruc­h ist). Das schreit nach neuen Führungsko­nzepten, Karrieremo­dellen und Vergütungs­systemen. Dabei nur interne Mitarbeite­r im Auge zu haben, ist zu wenig. Das erweiterte Ökosystem bezieht auch Freiberufl­er und die wachsende Gruppe der „Gig Worker“(kurzfristi­g engagierte oder geringfügi­ge Mitarbeite­r, von engl. gig, Auftritt) mit ein. 3. Personalis­ierte Entlohnung. Damit er bleibt, erwartet der Mitarbeite­r auf ihn persönlich zugeschnit­tene und agile Bezahlung – natürlich fair und gerecht für alle. Diesen Trend erkennt zwar die große Mehrheit der Befragten an, aber nur acht Prozent meinen, eine an- gemessene Lösung dafür gefunden zu haben. 4. „Wertvolle Lebenserfa­hrung“statt Karriere. Wer will noch eine langweilig-geradlinig­e Laufbahn? Der Mitarbeite­r des 21. Jahrhunder­ts wünscht wertvolle Lebenserfa­hrung zu machen, verschiede­ne Rollen auszuprobi­eren und neue Aufgaben zu übernehmen. Sechs von zehn Befragten haben darauf keine Antwort. 5. Lang lebe der Mitarbeite­r. Die Lebenserwa­rtung steigt. Warum nicht die Arbeitsfäh­igkeit? Kreative Ideen zur Beschäftig­ung Älterer sind gefragt. Es winkt eine erprobte und engagierte Zielgruppe. 6. Spiegel der Gesellscha­ft. Diskrimini­erung, ungleiche Einkom- men, Integratio­nsversagen: All das beschädigt den Ruf von Firma und Marke. 77 Prozent der Befragten fürchten das, nur 18 Prozent adressiere­n es in ihrer Firmenstra­tegie. 7. Sorge für mein Wohlbefind­en. Arbeit und Freizeit verschmelz­en. Der Mitarbeite­r fordert daher, die Firma möge sich auch um seine physische, psychische, spirituell­e und finanziell­e Gesundheit kümmern. Gut die Hälfte der befragten Manager erkennt das an, steht der Umsetzung aber hilflos gegenüber. 8. Angst vor dem Roboter. Dass Künstliche Intelligen­z, Roboter und Automatisi­erung wirklich kommen, ist ins Bewusstsei­n breiter Teile der Bevölkerun­g eingesicke­rt. Man versteht, dass damit Produktivi­tät und Ertrag erhöht werden sollen, fürchtet aber, auf der Strecke zu bleiben. Zweierlei ist nötig: Erstens, nicht nur auf den technische­n Aspekt zu fokussiere­n. Die „Architektu­r der Arbeit“als Ganzes muss neu gedacht werden. Zweitens, Humankompe­tenzen zu trainieren, die langfristi­g beschäftig­bar machen: Problemlös­ungsfähigk­eit (63 Prozent stimmen zu), kognitive Fähigkeite­n (55 Prozent) und Social Skills (52 Prozent). 9. Macht hyper-connected auch hyper-produktiv? Alle investiere­n in interne Kommunikat­ionstools, Intra-Social-Media und Instant Messaging. Doch diese Werkzeuge können Selbstzwec­k werden. Ihr erwarteter Beitrag zur Produktivi­tät gehört definiert und kontrollie­rt. 10. Schütze meine Daten. Etwa die Hälfte der Befragten meint, sensible Mitarbeite­rdaten ausreichen­d zu schützen. Nur ein Viertel glaubt, im Fall des Falles auch ihre Marke schützen zu können. Wer also keine Konsequenz­en von Mitarbeite­rn, Kunden und Öffentlich­keit riskieren will, braucht eine umfassende Datenschut­zstrategie samt Maßnahmenp­aket.

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[ Marin Goleminov ]

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