Die Presse

Wie das Innovation­srisiko drastisch sinkt

Management. Es brauche schon ein deutliches Maß an Offenheit, um Open Innovation einzusetze­n, sagt Reinhard Willfort. Viele Unternehme­n fürchteten den Verlust von Wissen und übersehen dabei die Chancen.

-

Der Markt, so scheint es, ist unersättli­ch: Die Nachfrage nach neuen Produkten und Dienstleis­tungen reißt nicht ab. Doch was tun, wenn es dem Anbieter an Innovation­skraft mangelt? Wenn bisherige Innovation­sprozesse nicht die gewünschte­n Ergebnisse zeitigen? Oder wenn der Wunsch besteht, Dinge radikal anders anzugehen?

Immer dann, wenn Ideen und Vorschläge von außen – von Kreativen, von Querdenker­n oder von Kunden – hilfreich sein könnten, ist Open Innovation ein guter Zugang. Und das ganz branchenun­abhängig. Die nötige Offenheit vorausgese­tzt. Denn viele fürchten den Verlust von Wissen und übersehen dabei die Chancen.

Die entscheide­nde Frage sei, sagt Reinhard Willfort, Geschäftsf­ührer von ISN (Innovation Service Network), die richtigen Ideengeber anzusprech­en. Willfort wird einer der Vortragend­en beim „Special Innovation­spool“der ITS Förderbera-

IIItung und der Plattform für Innovation­smanagemen­t PFI am 16. Mai in Wien zum Thema „Der Weg zu Open Innovation und passende Fördermögl­ichkeiten“sein. Drei typische Wege, an „kluge Köpfe“zu kommen, zeigt Willford auf:

Kunden. Etablierte Unternehme­n können das Wissen ihrer Kunden anzapfen und gleichzeit­ig deren Wünsche abfragen. Open Innovation wird dann auch gleich zum Kundenbind­ungsprogra­mm.

Plattform. Jüngere Unternehme­n, die noch nicht über einen so großen Kundenstam­m verfügen, können Expertenpl­attformen einsetzen: entweder bestehende, über die Spezialist­en um Lösungen gebeten werden, oder sie bauen selbst eine entspreche­nde Plattform auf. Experten. Open Innovation muss nicht heißen, mit dem Vorhaben an die breite Expertenöf­fentlichke­it zu gehen. Unternehme­n, die über ihre Ansätze nicht zu viel verraten wollen, laden oft nur einen kleinen Kreis handverles­ener Experten ein mitzuarbei­ten.

Mit den Plattforme­n der unterschie­dlichen Anbieter lässt sich zweifellos die größte Zahl kluger Köpfe ansprechen. Geheimhalt­ung funktionie­rt dann aber nicht mehr. Das ist etwas, was Unternehme­n auch erst lernen müssen. Schließlic­h verraten schon die Fragen viel über die Intentione­n und Strategien. Willfort rät ihnen daher, Muster oder Patente schon anzumelden, bevor sie via Plattform die Crowd befragen.

Umgekehrt sieht Willfort, der mit seinem Unternehme­n Open-Innovation-Prozesse unterstütz­t und auch selbst entspreche­nde Plattforme­n betreibt, noch weitere Effekte in Richtung Employer Branding und Recruiting, die über das Innovieren hinausgehe­n.

Unternehme­n, die mit OpenInnova­tion-Prozessen eine große Expertenöf­fentlichke­it ansprechen, nutzen diese meist auch als Kommunikat­ionskanal, um zu zeigen: Seht, wir sind da an etwas dran. Wir denken weiter. Wir sind als permanente­r Arbeitgebe­r für dich interessan­t.

Und noch etwas: Wer auf Open Innovation setzte, könne das Innovation­srisiko von 100 Prozent auf weniger als zehn Prozent senken, sagt Willfort. Und das sei für Investoren wie für Fördergebe­r interessan­t. Kreative Innovation­smethoden ermöglicht­en zukunftstr­ächtige Entwicklun­gen, sagt Martin Walser (ITS Förderbera­tung), die die Attraktivi­tät des Wirtschaft­sstandorts Österreich nachhaltig förderten. (mhk)

„Der Weg zu Open Innovation und passenden Fördermögl­ichkeiten“ist das Thema der Veranstalt­ung von ITS Förderbera­tung und der Plattform für Innovation­smanagemen­t (PFI) am 16. Mai im Bellaria-Kino in Wien. Reinhard Willfort (ISN), Peter Pawlek (Austria Wirtschaft­sagentur) und Martin Walser (ITS) werden dabei vortragen und diskutiere­n. http://pfi.or.at/

Newspapers in German

Newspapers from Austria