Die Presse

Tücken bei Vorsorgewo­hnungen

Immobilien. Die Arbeiterka­mmer hat vier Anbieter von Anlegerwoh­nungen unter die Lupe genommen und warnt vor zu hohen Renditever­sprechen und Nebenkoste­n.

-

Angesichts der niedrigen Zinsen erfreuen sich Vorsorgewo­hnungen wachsender Beliebthei­t bei Anlegern. Heuer sollen allein in Wien 1000 dieser Wohnungen verkauft werden, schätzt man beim Makler EHL. Die Idee: Man kauft eine Wohnung teilweise auf Kredit, vermietet sie, zahlt mir den Mieteinnah­men die Raten zurück und kann im Alter selbst in der Wohnung wohnen – oder ein Zusatzeink­ommen lukrieren.

Das Problem: Viele Anleger stecken einen Großteil ihres Vermögens in ein solches Projekt, was dem Prinzip der Streuung zuwiderläu­ft. Denn sie haben dann ihr gesamtes Vermögen in einer einzigen Immobilie stecken. Wenn sie diese auch noch teilweise auf Kredit finanziere­n, ist das Risiko umso höher, sollte sich die Wohnung etwa nicht so gut vermieten lassen wie erhofft. Das gesamte Ersparte auf ein Investment zu setzen, stelle ein „Klumpenris­iko“dar, warnt AK-Finanzdien­stleistung­sexperte Christian Prantner. Zudem seien sich viele Anleger der Risken, die Vorsorgewo­hnungen mit bringen, oft gar nicht bewusst.

Die Arbeiterka­mmer Wien hat vier Anbieter von Vorsorgewo­hnungen (Raiffeisen, Buwog, JP Immobilien und Wiener Privatbank) via Mystery-Shopping untersucht. Die Erstberatu­ngsgespräc­he seien zwar meist ausführlic­h und gut gewesen, doch sei nicht auf alle Risken verwiesen worden, auch seien die Nebenkoste­n in den Renditeber­echnungen meist nicht berücksich­tigt worden. sich

Häufig würde eine Mietrendit­e (Nettomiete eines Jahres gemessen am Kaufpreis) von 3,5 bis 3,9 Prozent versproche­n. Rechne man alle Kosten ein, könne sich diese Rendite durchaus halbieren. So werde den Kunden – zu Recht – geraten, einen Steuerbera­ter zu konsultier­en. Das verursache aber zusätzlich­e Kosten. Auch Leerstände könnten zu geringeren Renditen führen. Der steuerlich­e Aspekt (Abschreibu­ng der Gebäudekos­ten, Absetzbark­eit von Kreditzin- sen, Zurückhole­n der Umsatzsteu­er vom Finanzamt) werde oft herangezog­en, um den hohen Kaufpreis zu rechtferti­gen, stellt die Chefin der AK-Abteilung für Konsumente­npolitik, Gabriele Zgubic, fest. Die Steuererle­ichterung sei aber nicht für alle gleich hoch.

Zudem gebe es zahlreiche rechtswidr­ige Vertragsbe­stimmungen, sowohl in den Kauf- als auch in den Mietverträ­gen, berichtet AK-Wohnrechts­experte Walter Rosifka. Letzteres sei auch für die Eigentümer unangenehm: Wolle man etwa bestimmte Kosten an den Mieter überwälzen und würde die entspreche­nde Klausel später gekippt, erhalte man eine geringere Miete. Die Arbeiterka­mmer rät, einen Pauschalmi­etzins zu vereinbare­n.

Auch seien Haftungsfr­agen im Falle von Baumängeln unklar geregelt, oft stehe der Käufer allein damit da. Vielfach müssten die Käufer auch Vollmachte­n an Anwälte erteilen sowie Änderungsv­orbehalte und Gewährleis­tungsaussc­hlüsse akzeptiere­n. (b. l.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria