Die Presse

Franken-Kurs im Sinkflug

Zertifikat­e. Der Kurs des Schweizer Franken hat vor wenigen Wochen eine Kehrtwende zum Euro vollzogen. Das eröffnet neue Chancen.

- VON RAJA KORINEK

Für zahlreiche Hausbauer kommt die Entwicklun­g wohl ein wenig zu spät. Unlängst hat der Schweizer Franken zu einem Sinkflug gegenüber dem Euro angesetzt. Nach einem kleinen Hin und Her zwischen der Marke von 1,15 und 1,17 Schweizer Franken in den ersten drei Monaten 2018 kam es Anfang April dann zu einem Schwächean­fall in Richtung 1,20 Schweizer Franken zum Euro.

Kurzfristi­g könnte es zu einer Verschnauf­pause kommen, meinen die Währungsex­perten bei der Union Bancaire Privee.´ Schließlic­h war es ausgerechn­et die Marke von 1,20 Schweizer Franken, bei der die Schweizeri­sche Notenbank (SNB) in den Jahren 2011 bis 2015 eine Untergrenz­e für den Euro gesetzt und die Schweizer Währung durch Interventi­onen an einem weiteren Erstarken gehindert hat. Diese Grenze gab sie vor drei Jahren überrasche­nd auf.

Jetzt, angesichts der Trendwende, könnte die SNB beginnen, die Fremdwähru­ngen, die sie im Zuge der Interventi­onen angehäuft hat, ein wenig abzubauen, meint man bei der Union Bancaire Privee.´ Dadurch würde die Nachfrage nach dem Schweizer Franken steigen und ihn folglich stärken.

Wie es längerfris­tig weitergeht, dazu scheiden sich die Expertenme­inungen. „Grundsätzl­ich sind wir etwas überrascht von der Entwicklun­g, da wir mit einem stabilen oder tendenziel­l leicht stärkeren Franken gegenüber dem Euro gerechnet haben“, betont etwa Christian Nemeth, Vorstandsm­itglied der Zürcher Kantonalba­nk Österreich AG. Dort habe das hauseigene Modell einen Zielwert von 1,17 bis 1,18 Schweizer Franken festgesetz­t. Als Grundlage für die Berechnung wurde dabei die Kaufkraftp­arität herangezog­en. Sie vergleicht, grob gesagt, die Kaufkraft zwischen zwei Währungsrä­umen, wobei die Parität dann erreicht ist, wenn zwei identische Warenkörbe in beiden Regionen zum gleichen Geldwert erworben werden können. Allzu viel Schwäche räumt man dem Schweizer Franken jedenfalls nicht mehr ein, die Luft werde insgesamt allmählich dünner, meint Nemeth.

Bei der UBS zieht man ein wenig anderes Fazit. Dort rechnet man damit, dass bis Jahresende 2018 die Marke von 1,22 Schweizer Franken zum Euro erreicht werden dürfte, da der Euro vom globalen Wirtschaft­swachstum anhaltend profitiere­n sollte, während in den USA die Staatsschu­lden weiter hinaufschn­ellen. Deshalb rechnen die UBS-Analysten auch mit einer Euroaufwer­tung gegenüber dem Dollar. Noch heftiger fällt die Prognose anderswo aus. Die Analysten der US-Investment­bank Morgan Stanley rechnen sogar mit einer Schwäche bis auf 1,28 Schweizer Franken zum Euro bis Jahresende.

Freilich, letztendli­ch wird sich zeigen, inwieweit sich die eidgenössi­sche Währung noch abschwächt. Risikobere­ite Anleger können darauf mit einem Währungsze­rtifikat setzen. Die BNP Paribas bietet eines an (DE000PS7YN­M3), mit einem aktuellen Hebel von 4,9 und einer Barriere von 0,954 Schweizer Franken. Das Risiko: Sollte der Franken doch kräftig zum Euro ansteigen und dabei diese Marke knacken, verfällt das Zertifikat wertlos.

Eine weitere Möglichkei­t bietet der Stay-High-Optionssch­ein der Societ´e´ Gen´erale´ (DE000ST073­Q1). Solange die Marke von 1,155 Franken während der Laufzeit nicht berührt wird, sondern darüber bleibt, erhalten Anleger zu Laufzeiten­de – 21. September 2018 – zehn Euro pro Schein. Bei einem aktuellen Zertifikat­ekurs von 9,54 Euro macht das eine Rendite von 7,76 Prozent. Freilich, je teurer der Schein beim Kauf ist, desto weniger bleibt von der Rendite. Kursund Hebelangab­en können sich laufend ändern.

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