Wie sich Oikocredit gegen Risiken absichert
Mikrokredite. Oikocredit gewährt Kleinunternehmern in Lateinamerika, Asien und Afrika Kredite. Die Anleger erhalten Dividenden. Doch auch Partnerorganisationen müssen bezahlt, Währungsrisiken abgesichert werden.
5500 Österreicher (Private und Organisationen) sind Mitglied der Mikrofinanzorganisation Oikocredit. Sie zahlen einen jährlichen Genossenschaftsbeitrag von 20 Euro und legen zudem ihr Geld (in Summe 103 Millionen Euro) an. Dieses wird verwendet, um Kredite an Kleinunternehmer in Afrika, Asien oder Lateinamerika zu vergeben. Die Anleger erhielten bisher eine jährliche Dividende von zwei Prozent; Einlagensicherung gibt es zwar keine, es hat aber noch niemand sein Geld verloren.
Vorgesehen ist allerdings lediglich eine Ausschüttung von „maximal zwei Prozent“. Angesichts der Niedrigzinsphase erwägt die Organisation, die Dividende auf ein Prozent zu senken. Zieht man den Genossenschaftsbeitrag ab, würde man dann erst ab 2000 Euro Investment positiv aussteigen. Die meisten Anleger dürften aber ohnehin nicht primär an Rendite interessiert sein, sondern wollen ihr Geld ethisch veranlagen.
Dennoch könnte man die Frage stellen: Warum schwankt die Rendite nicht viel stärker? Immerhin erhalten die Kreditnehmer Darlehen in lokaler Währung. Was, wenn diese zum Euro fällt? „Gegen das Fremdwährungsrisiko sichern wir uns ab“, sagt Bart van Eyk, Director of Investments bei der Mutterorganisation Oikocredit International, der dieser Tage in Wien war. Die Absicherung sei von Land zu Land unterschiedlich teuer. Da Oikocredit als gemeinnützige Organisation nicht gewinnorientiert ist, achte man lediglich darauf, dass man in Summe positiv aussteige. Es könne passieren, dass man in einem Land, in dem man Verluste erziele, trotzdem wegen des sozialen Nutzens bleibe. Erweist sich ein Markt langfristig als zu schwierig, bleibe man trotzdem, friere die Aktivitäten aber ein: Bestehende Projekte laufen weiter, neue gibt es nicht. Das habe man zuletzt in der Elfenbeinküste getan.
Bei der Länderauswahl achte man auf zwei Kriterien: den Bedarf nach Mikrokrediten und das Ri- siko. Der Bedarf wäre in vielen afrikanischen Ländern sehr hoch, dort gebe es aber auch die stärksten Herausforderungen. Das Afrika-Engagement von Oikocredit wachse daher nur langsam, derzeit beträgt es 20 Prozent. Der Rest findet in Lateinamerika und Asien statt.
Doch was passiert, wenn eine große Finanzkrise kommt? Eine solche habe auf die Wirtschaft der Länder direkt geringe Auswirkun- gen, sagt van Eyk. Sie könnte aber Probleme bei Partnerbanken verursachen. Im Schnitt zahlen die Partnerorganisationen Zinsen von sieben Prozent an Oikocredit (je nach Länder- und Inflationsrisiko). Damit müssen die Organisation, die Absicherungsinstrumente und die Dividende finanziert werden. Die Kreditnehmer vor Ort zahlen entsprechend mehr.
Drei Viertel der Gelder von Oikocredit fließen in die Finanzierung von Kleinbetrieben, ein Teil in die Unterstützung von Agrar-Kooperativen, die Kaffee, Kakao und Reis produzieren. Dabei setzt man auch auf Weiterbildung der Bauern, etwa im Umgang mit Preisschwankungen auf dem Agrarmarkt. Zudem investiere man Fremd- und Eigenkapital in erneuerbare Energien.