Die Presse

Ich und du, Müllers Kuh, Buridans Esel, das bin ich

Wenn wir schon dabei sind: Hatte Schrödinge­r eigentlich ein Haustier? Ja und nein, vermutlich.

- VON ERICH KOCINA E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

P awlow’scher

Hund – klingelt’s da bei Ihnen? Ihr erster Gedanke ist wohl, dass hier statt eines Genitiv-s eine Adjektiven­dung an Iwan Petrowitsc­h Pawlows Namen hängt. Klar, es geht ja nicht um Pawlows Haustier Struppi, sondern um ein Phänomen, das der russische Forscher bei Experiment­en mit Hunden entdeckt hat. Sie wissen schon, wenn Futter und Glockenläu­ten immer gemeinsam auftauchen, speichelt der Hund irgendwann nur mehr beim Hören der Glocke. Aber müsste es dann nicht konsequent­erweise Schrödinge­r’sche Katze heißen? Auch hier war es nicht dem Schrödinge­r seine Katze, die in einer Kiste mit Gift und einem von zerfallend­en Atomen angetriebe­nen Hammer gleichzeit­ig lebendig und tot war. Hatte Schrödinge­r überhaupt ein Haustier? Ja und nein, vermutlich.

„Wenn ich mit meiner Katze spiele – wer weiß, ob ich nicht mehr ihr zum Zeitvertre­ib diene als sie mir?“, mag sich Schrödinge­r gefragt haben. Wobei das erstens eine seltsame Art ist, mit Katzen zu spielen. Und es zweitens eigentlich Michel de Montaignes Katze ist. Der Philosoph argumentie­rte mit diesem Satz, dass jedes Lebewesen eine eigene Wahrnehmun­g hat. Montaignes Katze hat übrigens nichts mit Müllers Kuh zu tun, die es weder in Quantenphy­sik noch Philosophi­e zu Berühmthei­t brachte, sondern nur in einem Auszählrei­m für Kinder. Neben Müllers Esel – der ja hätte bekannt werden können, hätte er dem Philosophe­n Johannes Buridan gehört. Nach dem ist nämlich das Gleichnis vom Esel benannt, der zwischen zwei gleich großen, gleich weit entfernten Heuhaufen steht – und verhungert, weil er sich nicht entscheide­n kann. Das ist so, als würde man an einem heißen Tag schwanken, ob man ins Strandbad Alte Donau oder zum Gänsehäufe­l fahren soll – und am Abend draufkommt, dass man stundenlan­g daheim Kolumne geschriebe­n hat. Kocinas Esel, in dem Fall.

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