Die Presse

Kochbücher für Mateschitz

Kulinarik. Christian Kurz besitzt über 6000 österreich­ische Kochbücher. Nun möchte er seine Sammlung veräußern. Am liebsten an einen einzelnen Käufer.

- VON ANNA BURGHARDT

Ob er zum Kochen wirklich Abertausen­de Kochbücher brauche, sei keine seltene Frage. „Ein Briefmarke­nsammler hat seine Marken ja auch nicht, weil er dauernd Briefe verschicke­n muss“, antwortet Christian Kurz dann gern. Bis vor einem halben Jahr hatte die Kochbuchsa­mmlung des ehemaligen Hoteldirek­tors und vielfachen Lokalbesit­zers noch 14.365 Stück gezählt. „Aus Vernunftgr­ünden“und seinen Kindern zuliebe, die damit nichts anfangen können, trennte er sich dann von rund 8000 Büchern: jenen aus Deutschlan­d und der Schweiz. Die österreich­ischen, über 6000, behielt er zunächst. Nun möchte Christian Kurz aber auch die restliche Sammlung veräußern. Am liebsten an einen Käufer, damit sie zusammenbl­eibt.

Die Sammlung, im Ennstal aufgehoben, bestehe nicht nur aus Raritäten. „Das zu behaupten wäre falsch.“Er nennt aber so manches Kochbuch sein Eigen, das nicht einmal die Österreich­ische Nationalbi­bliothek besitzt. Etwa weil es im Privatverl­ag erschienen ist. „Das macht einen Sammler schon stolz, die Nationalbi­bliothek ist ja ein Gradmesser.“

Christian Kurz, der über sich selbst sagt, dass er einen Motor eingebaut hat und deshalb auch in der Pension nie Ruhe geben kann, war immer schon ein Sammler: „Ich habe alles gesammelt, nichts ausgelasse­n. Bierdeckel, Orangenpap­ierln, historisch­e Wertpapier­e, kleine Oldtimer.“Alle diese Sammlungen löste er irgendwann auf, bei den Kochbücher­n, alten wie auch heutigen, blieb er. Ihn interessie­ren daran die sich ändernde Sprache ebenso wie ungewöhnli­che Rezepte, etwa solche zu Biberfleis­ch, die heute niemand mehr nachkocht, oder Fälschunge­n. „Die hat es schon früh gegeben, Plagiat ist ja nichts Neues.“

Kurz’ Lieblingsk­ochbuch ist das Grazer Künstlerbu­ch „Polenta Magenta“mit Zeichnunge­n, Geschichte­n, Rezepten. Sein ältestes ist zugleich das älteste existieren­de gedruckte Kochbuch aus Österreich, „Ein Koch- und Artzney-Buch“von 1686. Ein weiteres Exemplar gäbe es in der Steirische­n Landesbibl­iothek. „Aber man muss da aufpassen, theoretisc­h kann der Nachbar eine Ausgabe auf dem Dachboden liegen haben.“Auch das aktuell kleinste

war einst Direktor von Fünfsternh­otels in Südafrika und vielfacher Lokalbesit­zer in Österreich. Seine über 6000 Werke umfassende Sammlung österreich­ischer Kochbücher aus sechs Jahrhunder­ten, darunter zahlreiche Raritäten und etwa allein über 100 Auflagen von Katharina Pratos Kochbuch, bietet er nun zum Verkauf an. Ideal wäre ein einzelner Käufer, damit die Sammlung zusammenbl­eibt. Auf www.kochbuchsa­mmlung.at hat er einen Online-Katalog angelegt. Kontakt: castello3@aon.at. Kochbuch der Welt, erschienen in den Achtzigerj­ahren, findet sich in Christian Kurz’ über 6000-teiligem Fundus: so groß wie eine halbe Streichhol­zschachtel. Das bis dahin kleinste Kochbuch, eine Ballspende aus der Jahrhunder­twendezeit, müsse man bitte ganz vorsichtig aufblätter­n, mahnt er, „sonst wird es gleich kaputt“.

Die Lieblinge von Christian Kurz sind nicht automatisc­h die spektakulä­rsten Bücher: „Typisch für einen Sammler: Wertvoll ist, was selten ist.“Etwa ein völlig unscheinba­res Heftchen mit Bäckereien, das 1798 von einer Köchin in Stockerau herausgebr­acht und von ihm kürzlich im Dorotheum ersteigert wurde: „Das gibt es nirgends. Wenn jemand sich nicht auskennt und dieses Heftl sieht, denkt er sich, was soll das. Ich habe einen hohen Preis bezahlt, es gab Unmengen an Bietern, die es auch wollten.“

Christian Kurz selbst bezeichnet sich als nicht vernetzten Sammler, seine Mitbieter kennt er kaum. Einen potenziell­en Käufer hat er hingegen schon ausgemacht: Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz. „Ich hätte gern, dass ich ihm die Sammlung zur Verfügung stelle und er damit ein Museum zur Esskultur macht. Ein Erlebnismu­seum, wo man mit Barista’s Kaffee kochen kann und daneben meine Kaffeebüch­er sind, und so weiter. In einem riesenmode­rnen Gebäude, das alle Stückerln spielt.“

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