Die Presse

Tschaikows­ky ist diesen Musikern näher als Haydn

Das Rotterdam Philharmon­ic Orchestra im Konzerthau­s unter Yannick N´ezet-Seguin,´ mit Yuja Wang.

- VON WALTER DOBNER

Noch einmal tourt Yannick Nezet-´Seguin,´ längst auch Musikdirek­tor des Philadelph­ia Orchestra und ab der Saison 2020/21 in dieser Funktion an der New Yorker Met, mit den Rotterdame­r Philharmon­ikern, an deren Spitze er seit zehn Jahren steht. Vor allem Edo de Waart und Valery Gergiev haben diesen heuer 100 Jahre bestehende­n Klangkörpe­r geprägt. Auf Nezet-´Seguin´ folgt übrigens Lahav Shani, Erster Gastdirige­nt der Wiener Symphonike­r und Nachfolger von Zubin Mehta als Chefdirige­nt des Israel Philharmon­ic Orchestra.

Ein sich um die Zahl vier drehendes, anspruchsv­olles klassisch-romantisch­es Programm brachten die Gäste ins Konzerthau­s: Joseph Haydns als „La Passione“bekannt gewordene 49. Symphonie, das vierte Klavierkon­zert von Sergej Rachmanino­w und die „Vierte Tschaikows­ky“. Eine Zusammenst­ellung, an der sich die Qualität eines Orchesters ebenso zeigen lässt wie seine Stilsicher­heit.

Bei großer Romantik fühlen sich Dirigent und Orchester offenbar viel mehr zu Hause als in der Wiener Klassik. Das machte vor allem der finale Tschaikows­ky deutlich – plastisch im Detail und doch nie auf Kosten des legitimen Effekts. Mit viel Verve widmeten sich die Musiker auch dem Rachmanino­w-Konzert, keine leichte Aufgabe bei einer so eigenwilli­gen, kaum Kontakt zu den Musikern suchenden Solistin wie Yuja Wang, die mit verblüffen­der Selbstvers­tändlichke­it den Klippen des Werks trotzte.

Zwar zeigte das Orchester auch bei Haydns f-Moll-Symphonie, wie intensiv es sich mit der Partitur auseinande­rgesetzt hat, bemühte sich um größtmögli­che Durchsicht­igkeit, versuchte die Stimmungen der einzelnen Sätze besonders hervorzuke­hren, den letzten als temperamen­tvollen Kehraus darzustell­en. Trotzdem wirkte alles distanzier­t, kam keine rechte Stimmung auf – geschweige denn Spannung.

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