Die Presse

Mehr Eurofighte­r als in Deutschlan­d

Bundesheer. Die deutsche Bundeswehr hat aufgrund von Technikpro­blemen nur vier einsatzfäh­ige Eurofighte­r. Österreich hat mangels Technik keine Probleme.

- VON MARTIN FRITZL

Wien. Bisher war in Österreich des Öfteren über mangelhaft­e Einsatzfäh­igkeit der Eurofighte­r geklagt worden – nun kommen derartige Berichte auch aus Deutschlan­d: Nur vier der 128 Kampfjets sind derzeit im Ernstfall verfügbar, schreibt das Nachrichte­nmagazin „Spiegel“. Grund dafür sind Probleme beim Selbstschu­tzsystem „Dass“.

Dieses ist mit Sensoren ausgestatt­et, die feindliche Flugzeuge erkennen. Da an einem Behälter für die Sensoren Kühlflüssi­gkeit austritt, funktionie­rt die Kühlung nicht mehr richtig. Warum das nicht so leicht zu beheben ist? Die Firma, die das System an Eurofighte­r liefert, ist verkauft worden, dem Hersteller ist damit der Vertragspa­rtner abhanden gekommen. Jetzt muss die deutsche Bundeswehr improvisie­ren.

Welche Auswirkung­en das auf die österreich­ischen Eurofighte­r hat? Gar keine, denn das österreich­ische Bundesheer – genauer ge- sagt der damalige Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos – hat bereits im Jahr 2007 auf das an sich essenziell­e Selbstschu­tzsystem verzichtet. Die Aufklärung­sflüge im heimischen Luftraum werden seither ohne diesen Schutz durchgefüh­rt, was immer wieder zu Kritik geführt hat. In Deutschlan­d wäre ein Verzicht auf diese Systeme undenkbar, was aber auch mit der unterschie­dlichen Aufgabenst­ellung zu tun hat: Die deutsche Bundeswehr hat sich verpflicht­et, bis zu 82 Flugzeuge für Nato-Einsätze zur Verfügung zu stellen. Und da handelt es sich immer wieder um potenziell­e Kampfeinsä­tze.

Null bis zwölf Flieger bereit

Somit tritt der seltene Fall ein, dass Österreich im Moment über mehr einsatzfäh­ige Flugzeuge verfügt als Deutschlan­d: Am Mittwoch waren es nach Aussagen eines Sprechers des Verteidigu­ngsministe­riums sechs Stück. Die Zahl variiert, sie hänge davon ab, wie viele von der „Taktik“jeweils angeforder­t werden. Das können, wenn etwa Ein- satzübunge­n anstehen, auch zwölf der fünfzehn Flugzeuge sein. Wenn gerade alle Piloten auf Schulung sind, kann es auch vorkommen, dass es gar keines ist.

Kommission arbeitet

Unterdesse­n schreitet die Arbeit jener Kommission voran, die Vorschläge für die Zukunft der Luftraumüb­erwachung machen soll. Laut Informatio­nen des Luftfahrtj­ournaliste­n Georg Mader werden derzeit von verschiede­nen Seiten Angebote eingeholt. So auch bei Eurofighte­r selbst: Der AirbusKonz­ern soll ein Angebot aus dem Vorjahr konkretisi­eren, in dem Österreich eine „Flatrate“für den Betrieb der bestehende­n Flotte angeboten wurde.

Aber auch ein Ausstieg aus dem System Eurofighte­r ist noch nicht vom Tisch: So wurde in den USA und in Schweden angefragt, welche Möglichkei­ten es gibt, F16 bzw. Saab Gripen von den dortigen Armeen zu beziehen. Bis Ende Juni soll der Kommission­sbericht fertig sein.

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