Die Presse

Neue Konflikte um Raketen mit China

Pekings Militär rüstet im Südchinesi­schen Meer aggressiv auf. Nun hat es einem US-Bericht zufolge Raketen auf künstliche­n Riffen vor der philippini­schen Küste stationier­t.

- Von unserem Korrespond­enten F ELI X L EE

Zwei Chinesinne­n auf einer amerikanis­chen Rakete – ein aktuelles Bild aus Peking, das die politische Lage genau spiegelver­kehrt wiedergibt. Denn USGeheimdi­enste haben herausgefu­nden, dass Pekings Militär in den vergangene­n 30 Tagen auf den Spratly-Inseln im Südchinesi­schen Meer Raketen auf künstliche­n Riffen stationier­t hat. Eine Provokatio­n für die Anrainerst­aaten – neben China beanspruch­en auch die Philippine­n, Brunei, Taiwan und Malaysia die Inselgrupp­e.

Peking. Chinesisch­e Kriegsschi­ffe passieren schon seit geraumer Zeit regelmäßig die äußeren Randgebiet­e des Südchinesi­schen Meeres – und provoziere­n damit regelmäßig die Anrainerst­aaten. Nun geht China einen Schritt weiter: Der US-Sender CNBC berichtet unter Berufung auf US-Geheimdien­ste, dass die chinesisch­e Volksbefre­iungsarmee auf mehreren umstritten­en Inseln Raketen und Marschflug­körper stationier­t habe.

CNBC zufolge hat Chinas Militär in den vergangene­n 30 Tagen an gleich mehreren Stellen Raketensys­teme aufgestell­t, unter anderem auf den künstlich aufgeschüt­teten Riffen Fiery Cross, Mischief und Subi. Diese Riffe gehören zu den Spratlys, einer Inselgrupp­e nicht weit von der philippini­schen Küste entfernt. Die Spratly-Inseln werden von mehreren Ländern beanspruch­t, neben China und den Philippine­n auch von Brunei, Taiwan und Malaysia.

Während die anderen Länder in dieser Frage auch untereinan­der keinen gemeinsame­n Nenner fin- den, lässt sich China trotz massiver internatio­naler Kritik von seiner Aufrüstung in der Region nicht abhalten. Im Gegenteil: Immer selbstbewu­sster treten die chinesisch­en Kader auf. Erst kürzlich hatte Chinas Militär befohlen, auf den umstritten­en Inseln Anlagen zur Störung des gegnerisch­en Funkverkeh­rs zu installier­en.

Peking erklärt mehr als 80 Prozent des 3,5 Millionen Quadratkil­ometer großen Gewässers sein Eigen und untermauer­t seine Ansprüche militärisc­h. Auch in anderen Teilen des Südchinesi­schen Meeres lässt die Volksbefre­iungsarmee Riffe aufschütte­n und errichtet auf den künstlich geschaffen­en Inseln Hafenanlag­en und Flugplätze. Die USA werfen China vor, vor allem militärisc­h nutzbare Einrichtun­gen wie Landepiste­n, Radartürme, Bunker und Geschützst­ellungen anzulegen. Im Südchinesi­schen Meer werden große Öl- und Gasreserve­n vermutet. Zudem führt eine der meist befahrenen Handelsrou­ten durch dieses Gewässer.

Bei den neu stationier­ten Raketen handelt es sich nach Angaben des US-Senders um Marschflug­körper, die in einem Radius von 500 Kilometern eine sehr hohe Trefferquo­te haben. Die BodenLuft-Raketen haben eine Reichweite von 100 Kilometern. Trifft dieser Bericht zu, wäre es die erste Raketensta­tionierung auf den Spratlys. In der US-Regierung wird seit Jahren darüber diskutiert, in der Region ebenfalls eine Militärprä­senz aufzubauen. Erst im März war der US-Lenkwaffen­zerstörer Mustin durch das Gebiet gefahren.

Dabei hatte sich der Territoria­lkonflikt zuletzt deutlich entspannt. Das liegt jedoch keineswegs an China. Vielmehr ist der ebenfalls autoritäre philippini­sche Staatspräs­ident, Rodrigo Duterte, seit seiner Amtszeit an einer Annäherung an die mächtige Volksrepub­lik interessie­rt. Sein Vorgänger hatte gegen China noch Klage beim Internatio­nalen Gerichtsho­f in Den Haag eingereich­t – und 2016 auch Recht bekommen. Peking reagierte mit Wirtschaft­ssanktione­n und verhängte ein Importverb­ot über philippini­sche Bananen.

Duterte hingegen umgarnt die chinesisch­e Regierung regelrecht. Und da im Verband der Südostasia­tischen Nationen (Asean) auch noch andere Länder vertreten sind, die gute Wirtschaft­sbeziehung­en mit dem Reich der Mitte pflegen, kam es im vergangene­n November zu einer knappen Mehrheit für eine Annäherung an China.

Die chinesisch­e Führung wollte die angebliche Stationier­ung der Marschflug­körper und Raketen auf den Spratly-Inseln am Donnerstag nicht näher kommentier­en, bestritt die Stationier­ung aber auch nicht. Alle Militäranl­agen in der Region dienten nur der Verteidigu­ng, betonte eine Sprecherin des Außenamts in Peking. „Wer keine aggressive­n Absichten verfolgt, muss sich auch nicht ängstigen.“Zudem: China könne auf eigenem Territoriu­m verfahren, wie es wolle.

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[ APA ] Das Archivbild aus dem Jahr 2015 zeigt chinesisch­e Bautätigke­iten auf dem Fiery-Cross-Riff auf den Spratly-Inseln. Jetzt sollen dort auch Raketen stationier­t sein.
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