Was verdient der Kollege?
Frauenpolitik. Die SPÖ will, dass Unternehmen eine genaue Liste der Einkommen von Mitarbeitern erstellen.
Es ist eine der frauenpolitischen Ziele, auf die sich theoretisch alle Parteien einigen können: gleicher Lohn für gleiche Arbeit. In der Praxis scheitert es aber an der Frage, wie man es erreichen könnte. Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) kündigte zu Beginn ihrer Amtszeit an, den Fokus auf Einkommensberichte zu legen. Also einer Auflistung der Gehälter von Männern und Frauen in den Betrieben. Was Bogner-Strauß genau plant? Die Berichte solle man evaluieren, vereinheitlichen – und unter den Mitarbeiterinnen ein Bewusstsein dafür schaffen.
Gabriele Heinisch-Hosek, ehemalige Frauenministerin und SPÖ-Frauenchefin, gehen diese Pläne nicht weit genug. Ihre Kritikpunkte: Bisher sind Einkommensberichte nur für den Betriebsrat einsehbar, Mitarbeiterinnen sehen also nicht, was ein Kollege in einer vergleichbaren Position verdient. Hinzu kommt, das Boni und Überstundenpauschalen nicht angegeben werden. Eine direkte Vergleichbarkeit ist also schwierig.
Also legt die SPÖ einen Gesetzesvorschlag für eine Reform der Einkommensberichte vor. Sie will zusätzliche Mitarbeiterverzeichnisse einführen: eine Liste mit den einzelnen Personen im Unternehmen und ihrem Gehalt – in allen Bestandteilen, also inklusive Sonderzahlungen, Zulagen und andere Überzahlungen. Mitarbeiter sollen einen Rechtsanspruch darauf haben, das Gehalt einzelner Kollegen zu erfragen. Falls es einen Betriebsrat gibt, dann läuft die Anfrage über dieses Gremium. Laut SPÖ muss das Gesuch aber von einem Gericht bewilligt werden – für Mitarbeiter gilt außerdem eine Verschwiegenheitsklausel. (ib)