Die Presse

Diess: „VW muss anständige­r werden“

Der neue Konzernche­f redet seinen Mitarbeite­rn ins Gewissen.

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Der deutsche Autokonzer­n VW will seinen viel beschworen­en Kulturwand­el nach einem holprigen Start entschloss­ener umsetzen. Dauerhafte­r wirtschaft­licher Erfolg sei nur mit einer gesunden Unternehme­nskultur möglich, sagte der neue Konzernche­f, Herbert Diess, am Donnerstag auf der Hauptversa­mmlung in Berlin.

„Volkswagen muss in diesem Sinn noch ehrlicher, offener, wahrhaftig­er, in einem Wort: anständige­r werden“, so Diess. Hintergrun­d der Rede könnte ein kritischer Bericht von Larry Thompson sein. Thompson war von den US-Behörden nach dem Abgasskand­al als Aufpasser eingesetzt worden und hatte in einem Schreiben an das US-Justizmini­sterium die interne Aufarbeitu­ng der Affäre kritisiert. Thompson soll nach dem Schuldeing­eständnis des Konzerns in den USA sicherstel­len, dass sich solches Verhalten nicht wiederholt.

Der schon von Ex-Konzernche­f Matthias Müller ausgerufen­e Kulturwand­el für mehr Kritikfähi­gkeit und ethisches Verhalten ließ bisher viele Fragen offen. Mitte April verlautete aus dem Aufsichtsr­at, die entspreche­nden Ziele müssten mutig und offen angegangen werden.

Zum Ziel, Volkswagen offen und transparen­t zu machen, gehöre es auch, unbequeme Wahrheiten auszusprec­hen, betonte der Konzernche­f: Den Weg zu einer offeneren Unternehme­nskultur, in der Widerspruc­h belohnt statt erstickt werde, habe man unterschät­zt. Werteverst­öße gebe es in jeder größeren Organisati­on. Bei Volkswagen allerdings sei dies bis in die jüngere Vergangenh­eit hinein „eindeutig zu oft“geschehen. Diess forderte zudem „eine Portion Demut“ein.

Zugleich konkretisi­erte der neue Vorstandsc­hef, was er sich unter der neuen Konzernstr­uktur vorstellt, und schließt dabei auch Ausglieder­ungen von Nichtkerng­eschäften nicht aus. Dies sei etwa bei der Motorradma­rke Ducati oder dem Antriebssp­ezialisten Renk denkbar. Die Sparte der schweren Nutzfahrze­uge – Volkswagen Truck & Bus – solle weitgehend unabhängig von der Konzernste­uerung aufgestell­t und „in absehbarer Zeit“fit für die Börse werden. (ag.)

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