Sonnencreme a` la Nature
Der Brexit ist eine gute Gelegenheit, die Agrarförderung zu evaluieren.
Grazer Forscher machen Kosmetika nach dem Vorbild von Prozessen aus der Umwelt.
D ie Landwirtschaft wird unter dem Brexit (und den damit wegfallenden britischen EU-Nettobeiträgen) am meisten leiden, das scheint festzustehen. Ist aber auch kein Wunder, denn die Bauern sind mit zuletzt 58 Mrd. Euro an Zuwendungen ja auch die Hauptnutznießer des EUBudgets.
Trotzdem: Niemand lässt sich gern etwas wegnehmen. Es ist also nur allzu verständlich, wenn die agrarischen Interessenvertreter jetzt zu rotieren beginnen. Sie sollten allerdings ihre Argumentationslinie überdenken. Denn die alten Lobbysprüche werden langsam unoriginell.
Ein Argument der Landwirtschaftskammer ist etwa, dass es in Zeiten des Klimawandels kontraproduktiv sei, Agrargelder zu kürzen. Sorry, aber da gibt es einen recht gewaltigen Gap zwischen agrarischer Bilderbuchromantik und Wirklichkeit: Global gesehen gehört die Landwirtschaft neben dem Straßenverkehr leider selbst zu den größten Klimagasemittenten.
Das ist auch ganz logisch und ganz natürlich: Landwirtschaft ist Produktion, und Produktion ist Eingriff in die Natur. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Wollte man dort etwas fürs Klima tun, dann müsste man beispielsweise Felderdüngung und Fleischproduktion stark reduzieren. Das haben die Funktionäre aber wohl nicht gemeint. Und es wäre auch nicht besonders sinnvoll. S innvoller ist schon der ständige Hinweis darauf, dass die Aufrechterhaltung der kleinbäuerlichen Struktur mehr Hilfe für die kleinen Bauern erfordert. Das ist richtig. Dann sollte man aber auch danach handeln. Derzeit ist die Agrarförderung ganz klar als Großbetriebsförderung konzipiert. Ein Blick in die agrarische Transparenzdatenbank ist da ein großer Augenöffner. Wenn es hart auf hart geht, lassen sich hier die EU-Kürzungen ganz locker kompensieren, indem man das Geld dorthin leitet, wo es wirklich gebraucht wird.
Das Zauberwort lautet sinnvolle Evaluierung. So, wie man es auch im außeragrarischen Förderbereich endlich machen sollte. Aber einfach mit Killerargumenten mehr Geld zu fordern ist natürlich einfacher, das sehen wir schon ein.