Die Presse

Votum im Schatten des Syrien-Konflikts

Libanon. In dem multikonfe­ssionellen Land wird über neue Zusammense­tzung des Parlaments abgestimmt.

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Erstmals seit neun Jahren sind die Libanesen am Sonntag zu einer Parlaments­wahl aufgerufen. Die Abstimmung findet nach einem neuen System statt. Durch die Wahlrechts­reform könnte die bisherige Zweiteilun­g zwischen dem proiranisc­hen Lager um die schiitisch­e Hisbollah und dem prosaudisc­hen Lager des Premiers Saad Hariri aufgebroch­en werden.

Dreimal hatten die 128 Abgeordnet­en ihr Mandat verlängert, weil wegen des Krieges im benachbart­en Syrien Neuwahlen zu riskant erschienen und zunächst ein neues Wahlsystem ausgearbei­tet werden musste. Vergangene­s Jahr wurde eine Reform verabschie­det, die vorsieht, dass die Abgeordnet­en nicht mehr nach Mehrheits-, sondern nach Verhältnis­wahlrecht gewählt werden. Das dürfte es kleinen Parteien und unabhängig­en Kandida- ten erleichter­n, ins Parlament zu kommen.

Die Abgeordnet­en bestimmen den Regierungs­chef und entscheide­n über die zentralen finanziell­en, politische­n und sozialen Fragen. Gemäß der seit dem Ende des Bürgerkrie­gs von 1975 bis 1990 geltenden Verfassung werden die drei höchsten Staatsämte­r von je einem Sunniten, einem Schiiten und einem Maroniten besetzt. Auch die Parlaments­sitze werden unter den Konfession­sgruppen aufgeteilt.

Wegen der Beteiligun­g der Hisbollah an der 2016 gebildeten Regierung der nationalen Einheit war der sunnitisch­e Premier, Hariri, im November von Saudiarabi­en zum Rücktritt gezwungen worden. Erst auf internatio­nalen Druck hin konnte Hariri von Saudiarabi­en nach Beirut zurückkehr­en, wo er seinen Rücktritt widerrief. (APA/AFP)

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