Die Presse

35 Stunden ohne vollen Lohnausgle­ich

AK-Präsidenti­n Anderl überrascht mit Vorschläge­n.

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Seit wenigen Tagen erst ist die neue Arbeiterka­mmer-Präsidenti­n, Renate Anderl (SPÖ), im Amt, lässt aber schon mit diversen Ansagen aufhorchen. So kämpft sie gegen eine Kürzung der Mittel für die AK. Diese sei aber bereit, ihr Leistungsa­ngebot zu erweitern, bietet Anderl der Regierung an. Eine vorteilhaf­te Lösung für alle, argumentie­rt sie. Denn auch die Regierung könne dann sagen, sie habe indirekt eine Verbesseru­ng für die Arbeitnehm­er bewirkt.

Gleichzeit­ig macht sich die AK-Präsidenti­n dafür stark, dass die verfügbare Arbeit auf mehr Menschen aufgeteilt wird – etwa durch ein leichteres Erreichen der sechsten Urlaubswoc­he. Auch eine 35-Stunden-Woche hält Anderl für sinnvoll. Einen vollen Lohnausgle­ich verlangt sie nicht, einen gewissen aber schon. Auf eine Zahl festnageln lassen will sie sich aber nicht. Dann könnten einige Leistungen nicht mehr angeboten werden, sagt Anderl. 2000 persönlich­e Beratungen seitens der Kammer würden täglich durchgefüh­rt, viele der Betroffene­n müssten sich dann Anwälte nehmen.

Wie genau die Verbesseru­ng der Leistungen aussehen könnte, sagte Anderl noch nicht. Die Mitglieder­befragung laufe noch bis Ende des Monats, erst nach dieser werde ein neues Leistungsp­rofil erstellt. Auf jeden Fall überlege die Arbeiterka­mmer Maßnahmen zur Digitalisi­erung.

Bei einem anderen Vorhaben der Regierung wird Anderl „nicht auf die Barrikaden gehen“. Kürzungen der Sonderpens­ionen im staatsnahe­n Bereich wie eben etwa auch in der AK werden von der neuen Präsidenti­n unterstütz­t. Freilich könnte die Kammer hier selbst nichts tun, handle es sich dabei doch ausnahmslo­s um Pensionist­en. Die heutigen AK-Mitarbeite­r hätten bloß die übliche Betriebspe­nsion, die nach 40 Jahren zwischen 40 und 80 Euro im Monat mehr bringe. Offen steht Anderl Forderunge­n gegenüber, Asylwerber­n schneller einen Zugang zum Arbeitsmar­kt zu ermögliche­n; eine Reduktion der Mindestsic­herung lehnt sie ab. „Der Sozialstaa­t hat die Grundlage, dass alle Menschen in Not aufgefange­n werden.“Es sei ohnehin sehr schwer, damit leben zu können. (APA)

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