Die Presse

Schwedens wunschlose­s Unglück

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

D ie Enthüllung, wonach die Fleischbäl­lchen, die das blau-gelbe Fertigmöbe­limperium internatio­nal erst so richtig populär gemacht hat, ihren Ursprung im Osmanische­n Reich haben, hat Schweden weit unterhalb des Gaumens getroffen. Man sollte sie als das bezeichnen, was sie sind, schrieb einer desillusio­niert: Köfte.

Nach dem Verkauf von Volvo an die Chinesen, nach der Köttbullar-Mogelpacku­ng: Was könnte das Selbstvers­tändnis der Schweden noch heftiger ins Wanken bringen? Die Absage des Mittsommer­nachtsfest­s? Die Abdankung König Carl Gustafs? Die Einbürgeru­ng Zlatan Ibrahimovi­cs,´ neuerdings Legionär bei LA Galaxy, in die USA? Und dann dieser Schlag in die Magengrube aus der Schwedisch­en Akademie: Kein Literaturn­obelpreis in diesem Jahr! Peter Handke & Co. müssen sich bis zum Oktober 2019 gedulden.

Nicht das Votum für Bob Dylan hat das ehrenwerte Komitee durcheinan­dergewirbe­lt, sondern Harvey Weinstein und die Folgen der MeToo-Debatte. Dabei haben die Amerikaner lauthals neulich einen der ihren als Preisträge­r urgiert. Nein, nicht Philip Roth, einen der üblichen Verdächtig­en. „Nobel, Nobel“, skandierte­n sie bei einem Auftritt Donald Trumps. Das wäre nun wahrlich eine Sensation – auch wenn dafür die Kollegen in Oslo, die norwegisch­en Gralshüter des Weltfriede­ns, zuständig wären. (vier)

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