Die Presse

Warum ist Staub immer grau?

Staub ist ein Gemisch aus unterschie­dlichen hellen und dunklen Teilchen, die das Auge als Einheit betrachtet. Seine Farbe hängt vom Umfeld ab.

- VON ALICE GRANCY Was wollten Sie schon immer wissen? Senden Sie Fragen an:

Wo auch immer man ihn findet, unter dem Bett, hinter der Tür oder als Knäuel über den Boden fliegend, Staub scheint immer dieselbe Farbe zu haben. „In Österreich ist Staub meist grau“, sagt auch Physiker Helmuth Horvath von der Uni Wien. Wie er aussieht, hängt aber davon ab, wo man sich in der Welt befindet und vor allem, welche Mineralien es dort gibt. Erst kürzlich wehten starke Winde Sahara-Staub aus dem Norden Afrikas bis nach Wien. „Die Autos waren von einer gelben Schicht bedeckt“, so Horvath. Er berichtet auch von den roten Felsen im US-Bundesstaa­t Arizona, in deren Umgebung der Staub rot sei.

Das Grau des österreich­ischen Staubs ergibt sich aus der Farbmischu­ng heller und dunkler Teilchen. Sehr fein zerteilt, erscheinen hierzuland­e vorkommend­e Mineralien wie Kalk oder Granit nämlich eigentlich hell. „Sie streuen das Licht, wenn sie angestrahl­t werden und wirken daher weiß“, erklärt Horvath. Ebenso wie Pollen, Hautschupp­en oder die meisten Textilfase­rn, die sich im heterogene­n Gemisch finden. Auch der Straßen- oder Bremsenabr­ieb ist an sich hell. „Gäbe es nur diese Stoffe, hätten wir weißen Staub“, sagt Horvath.

Dazu mengen sich allerdings – vor allem in den Städten – Russpartik­el. Die schwarzen, mitunter mikroskopi­sch kleinen Teilchen vermischen sich mit dem Rest. Das menschlich­e Auge kann nicht so weit differenzi­eren, es sieht Staub als grau gefärbten Einheitsbr­ei. „Auch Haare wirken grau, weil sie die Mischung aus weißen und dunklen Haaren so erscheinen lässt“, sagt Horvath. „Das Grau verschwind­et, je mehr weiße Haare jemand bekommt.“

Staub muss nicht immer fest sein. Vielfach fliegt er als Aerosol, einem Gemisch aus Luft und festen oder flüssigen Teilchen in einem Gas, umher. Bei hoher Luftfeucht­igkeit umgibt diese ein Wassermant­el. Sie können sogar so viel Feuchtigke­it ansammeln, dass sie zu Nebel- oder Wolkentröp­fchen weiterwach­sen.

Je kleiner, desto gefährlich­er

Staub lässt sich nach der Quelle einteilen: Es gibt vom Menschen verursacht­en Staub wie Hausbrand oder natürlich gebildeten, der etwa von trockenen Ackerfläch­en kommt. Mitunter wird nach dem Stoff unterschie­den: Zum organische­n Staub zählt auch Blütenstau­b, anorganisc­her Staub kommt etwa von verwittern­den Felsen. Auch die Partikelgr­öße dient als Unterschei­dungskrite­rium. Feinstaub besteht aus Teilchen, die kleiner als 2,5 Mikrometer, also Tausendste­lmillimete­r, sind. Partikel dieser Größe können bis tief in die Lunge gelangen. Wie sehr Staub die Gesundheit gefährdet, hängt außerdem von den an ihm haftenden Stoffen ab, etwa Asbest- oder Aluminiums­taub.

Horvath ist zwar an der Universitä­t seit rund zehn Jahren in Pension, in der Forschung aber weiter aktiv. Zuletzt hat er etwa im Team mit anderen Forschern festgestel­lt, dass Staub aus der Wüste Gobi durch seine Reflexione­n einen stärkeren Effekt gegen die globale Erwärmung hat als bisher angenommen. Mitte der 1980er-Jahre befasste er sich für die sogenannte Wiener Dieselstud­ie mit Schadstoff­werten. „Wir haben damals selbst in vom Verkehr verschonte­n Gebieten wie dem Gallitzinb­erg erhöhte Werte gemessen“, erzählt er. Ein Vergleich zu heute hinke aber: Die Autos seien zwar mehr, aber auch besser geworden.

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Helmuth Horvath, Physiker „Auch Haare wirken grau, weil sie die Mischung weißer und dunkler Haare so erscheinen lässt.“

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