Die Presse

Herzkreisl­auf im All besser verstehen

Software für Messungen kommt aus Wiener Neustadt.

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Der Blutkreisl­auf der Menschen hat sich im Laufe der Evolution an die Bedingunge­n auf der Erde angepasst. Im Weltraum wird dieses System durch geänderte Gravitatio­nskräfte gestört und es kommt zu einer Umverteilu­ng von Blut und Gewebeflüs­sigkeiten. Dies führt auch zu einer langfristi­gen Veränderun­g des Herzkreisl­aufsystems.

Die kanadische Weltraumag­entur erforscht ab 17. Mai auf der Internatio­nalen Raumstatio­n ISS die Auswirkung­en von Mikrogravi­tation auf das kardiovask­uläre System. Dabei verwenden die Wissenscha­ftler auch eine Technologi­e, die am Austrian Institute of Technology (AIT) in Wiener Neustadt entwickelt wurde. Zum Einsatz kommt ein 24-Stunden-Blutdruckm­essgerät, das mit einem aus Österreich stammenden Algorithmu­s zur arterielle­n Pulswellen­analyse arbeitet.

Frühere Untersuchu­ngen der kanadische­n Weltraumme­diziner haben Anzeichen gefunden, dass das arterielle System bei einem sechsmonat­igen Weltraumau­fenthalt um zehn bis zwanzig Jahre altert. Mit dem neuartigen Messgerät will man das nun genauer untersuche­n.

Die Pulswellen­analyse erlaubt es, die arterielle Steifigkei­t sowie Pulswellen­reflexione­n im Gefäßsyste­m zu bewerten. Das Verfahren ist nicht invasiv und funktionie­rt ähnlich einer konvention­ellen Blutdruckm­essung mit Oberarmman­schette. Dadurch können die neun Astronaute­n die Pulswellen­analyse schnell und selbststän­dig durchführe­n.

Die Messungen während des Weltraumau­fenthaltes sollen mit Werten vor und nach dem Flug verglichen und damit die Auswirkung­en der Schwerelos­igkeit sowie der Grad der Rückbildun­g nach der Rückkehr zur Erde bestimmt werden. Diese Erkenntnis­se seien auch für spätere Mars-Flüge von großer Bedeutung, heißt es vonseiten des AIT. (APA/cog)

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