Wie sich der subjektive erste Eindruck objektiv fassen lässt
Neue Wege in der Gesichtsforschung.
Lediglich den Bruchteil einer Sekunde brauchen wir, um ein Urteil über einen fremden Menschen zu fällen. Das bedeutendste und komplexeste Signalsystem ist dabei das Gesicht. Zur wissenschaftlichen Entschlüsselung dienen künstliche Gesichter, sogenannte Morphs, die sich ausschließlich in charakteristischen Merkmalen für eine einzige Eigenschaft unterscheiden.
Wissenschaftler um die Evolutionäre Anthropologin Katrin Schäfer und die Biologin Sonja Windhager von der Universität Wien haben jetzt ein neues Analyseverfahren entwickelt. Dieses vereinfacht die systematische Untersuchung und Überprüfung etablierter Hypothesen zu menschlicher Kommunikation und Kognition, also zu Prozessen, die mit dem Wahrnehmen und Erkennen zusammenhängen. Ihre Studie ist kürzlich in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Scientific Reports“erschienen.
Mittels mathematischer Modelle haben die Forscher exakte Werte für die jeweils auszutestende Eigenschaft ermittelt. Die so kalibrierten Morphs können dann von Testpersonen beurteilt werden. Zur Veranschaulichung des Verfahrens wurden künstliche Gesichter hinsichtlich des Körperfettgehalts kalibriert. „So können wir sicherstellen, dass die Unterschiede in den Einschätzungen ursächlich nur auf die Unterschiede im Körperfettanteil zurückzuführen sind“, erklärt Schäfer die Logik.
Im Fall von Körperfett zeigte sich, dass weniger Körperfett als unterwürfiger, mehr als dominanter wahrgenommen wird. Mit Blick auf die Attraktivität von Menschen wurden moderate Anteile von Körperfett bevorzugt. (cog)