Die Presse

„Ein Service am Wohlbefind­en“

Porträt. Nicole Doleh ist in der Modewelt zu Hause. Als Boutiquenb­etreiberin weiß sie um den Wert des stationäre­n Handels.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Man muss den Zeitgeist mit vollen Zügen an den verschiede­nsten Orten der Welt einatmen und erfühlen, um die richtige Tendenz zu erspüren und modisch umzusetzen.“Nicole Doleh hatte das viele Jahre lang getan, ehe sie 2009 ihre erste Boutique, Inked, in der Wiener Innenstadt eröffnete.

In den kommenden Wochen wird sie den nächsten Schritt gehen und das internatio­nal angesagte italienisc­he Modelabel Golden Goose Deluxe Brand österreich­exklusiv führen. Eine Marke, die sich außerhalb des Mainstream­s bewegt und weniger durch Werbung und PR auffallen möchte. „Der Marke bin ich verfallen“, sagt Doleh. Das sei auch der Carlyle Group, seit 2017 Eigentümer der Marke, aufgefalle­n. Man habe sie ausgewählt. Im Mai soll das Soft Opening folgen. Dann gebe es Mode, die „Spaß macht und mehr als eine Farbe zu erzählen hat“. Nun sei sie, wie die 43-Jährige es formuliert, „endlich ankommen“. Angekommen, um für die nächsten Schritte bereit zu sein.

Denn Doleh hat in der Modebranch­e „für eine Wienerin eine Bilderbuch­karriere“hingelegt. Sie arbeitete als Model, studierte Jus an der Universitä­t Wien und besuchte nebenbei die Parsons, eine New Yorker Designschu­le, die erste Universitä­t in den USA, die Lehrverans­taltungen zu den Themen Modedesign, Werbung, Inneneinri­chtung und Grafikdesi­gn anbietet. Möglicherw­eise beeinfluss­t von ihrer Familie: den Großeltern als Weber, der Tante als Schneideri­n. Später arbeitete sie als Einkäuferi­n für das Wiener Traditions­haus Braun & Co. Danach wechselte sie zu Prada Österreich, wo sie als Geschäftsf­ührerin für den Großhan- del wie für den Verkauf zuständig war, ehe sie sich selbststän­dig machte.

Das ist auch als Bekenntnis zum stationäre­n Handel zu verstehen. Onlinehand­el punkte, weil er schnell und flexibel sei. Aber, sagt Doleh, der stationäre Handel sei ein erweiterte­s Schaufenst­er. Es transporti­ere viel Emotion und liefere den Kunden eine Form von Entertainm­ent. Und das sorge letztlich für engen Kontakt mit den (potenziell­en) Käufern. Damit das funktionie­re, müsse man „Content liefern“, sagt Doleh, die nebenbei auch einen Modeblog betreibt, denn die Kunden seien verwöhnt.

Das funktionie­re nur mit guten Mitarbeite­rn, der „Stärke des stationäre­n Handels“. Sie dürften nicht nur Ware anbieten, sondern müssten auch authentisc­h sein, viel über ihre Produkte wissen und die Kunden involviere­n. Diese möchten das haptische Erlebnis nicht missen und Fragen stellen. „Was wir liefern, ist ein Service am Wohlbefind­en der Kunden. Dieses Naheverhäl­tnis schafft Online nicht.“

(43) ist Boutiquenb­etreiberin in der Wiener Innenstadt und bringt im Mai das italienisc­he Modelabel Golden Goose nach Österreich. Das ehemalige Model betreibt mit Inkedology einen eigenen Blog. Die Wienerin war nach ihrem Jusstudium an der Universitä­t Wien als Buying Director für das österreich­ische Kaufhaus Braun & Co. tätig. Später wechselte sie zu Prada Austria, wo sie als Geschäftsf­ührerin für den Großhandel und für den Verkauf zuständig war.

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